Immer mehr Unternehmen erkennen die hohe Bedeutung der Unternehmenskultur. Eine große Mehrheit erachtet denn auch einen Kulturwandel für notwendig, um erfolgreich zu bleiben. Risiken wollen jedoch nur wenige eingehen.
Dem Bank Blog liegt eine in Deutschland bislang unveröffentlichte Studie der Unternehmensberatung Strategy& zur Bedeutung der Unternehmenskultur für den Erfolg vor. Demnach messen internationale Führungskräfte der Unternehmenskultur einen sehr hohen Wert bei. So sagen global 65 Prozent der Unternehmen, dass die Unternehmenskultur wichtiger sei als die Strategie oder das Geschäftsmodell. In Europa sehen das immerhin 57 Prozent so. Bei Banken und Finanzdienstleistern teilen 66 Prozent weltweit und 53 Prozent in Europa diese Ansicht.
52 Prozent der Europäer sind zudem der Ansicht, dass die Unternehmenskultur in ihrem Betrieb auf Managementebene hohe Priorität hat und 82 Prozent halten einen Kulturwandel für notwendig, um erfolgreich zu bleiben.
Kulturelemente europäischer Unternehmen
Europäische Befragte sehen vor allem Kundenorientierung, Qualität und Innovation als kulturelle Stärken ihres Unternehmens. Dagegen folgen 63 Prozent der europäischen Unternehmen immer noch starren Prozessen, anstatt auf eine offene Kultur und Improvisation zu setzen. Auch Risikofreude ist kein Kernelement europäischer Unternehmenskultur. 63 Prozent der deutschen Unternehmen schätzen sich als risikoscheu ein, in Spanien und Italien sind es sogar 73 Prozent.
Und auch Hierarchien und Titel spielen für 63 Prozent der europäischen Unternehmen nach wie vor eine Rolle.
Vor allem für deutsche Unternehmen ist die Erzielung eines Konsenses bei der Entscheidungsfindung wichtig (70 Prozent gegenüber 53 Prozent in Europa und 57 Prozent global). 84 Prozent der deutschen Unternehmen bevorzugen denn ach, kleine inkrementelle Fortschritte gegenüber revolutionären Veränderungen (Europa: 78 Prozent, Global: 71 Prozent).
Kulturwandel folgt Führungswechsel
Angestoßen wird eine neue Unternehmenskultur in europäischen Firmen am häufigsten bei einem Führungswechsel oder durch eine strategische Initiative im Rahmen einer Restrukturierung, bei der Implementierung einer neuen Technologie oder von Kostensenkungsprogrammen.
Lediglich jeder zehnte kulturelle Umschwung ist darauf zurückzuführen, dass Kultur als Hauptwert identifiziert und daran gearbeitet wird, diese (noch) besser zu machen. Ein Drittel der Europäer sieht in der Übertragung eines gewünschten Kulturwandels in den Arbeitsalltag das größte Problem. 30 Prozent haben die Erfahrung gemacht, dass bei Veränderungsprozessen nicht alle Unternehmensbereiche gleichermaßen beteiligt und engagiert sind. Ein Viertel berichtet, dass die Führungsebene während der Umgestaltungen nicht einheitlich aufgetreten ist.
Umbrüche wie die digitale Transformation führen allerdings bei vielen Mitarbeitern zu Unsicherheit, weshalb Veränderungen gut vorbereitet werden müssen. Die Führungsriege ist gefragt, rechtzeitig alle Beteiligten an Bord des gemeinsamen Projekts zu holen und das Ziel des Wandels zu vermitteln. Transparente Kommunikation und strategische Planung der einzelnen erforderlichen Schritte sind ein zentraler Bestandteil guter Kulturarbeit im Unternehmen.