Kurz erklärt: Chancen und Limitierungen von Utility Token als Investment

Beispiele und Erkenntnisse aus der Finanzbranche und der Wissenschaft

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Bitcoin und andere Kryptowährungen, also auf Token basierende Investments, werden für immer mehr Anleger interessant. Insbesondere die Chance auf kurzfristig realisierbare, hohe Gewinne scheint attraktiv. Doch was hat es mit diesen Utility Token eigentlich auf sich?

Bitcoin und andere Kryptowährungen basieren auf Tokens

Bitcoin und andere Kryptowährungen sind auf Token basierende Investments.

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Grundsätzlich wird von der BaFin zwischen drei Arten von Token unterschieden:

  • Utility Token,
  • Payment Token und
  • Equity Token.

Utility Token, auch App-Token oder Nutzungs-Token genannt, ermöglichen den Zugriff auf bestimmte Dienstleistungen oder Produkte. Hierbei werden diese Utility Token wie eine Eintrittskarte oder ein Gutschein auf der jeweiligen Plattform verwendet.

Zudem gibt es noch Zahlungstoken, auch Payment Token oder Digitale Währungen genannt, unter denen klassische Kryptowährungen wie Bitcoin fallen, und die als alternatives Zahlungsmittel genutzt werden.

Die dritte Art von Token sind Equity Token, auch Asset Token oder Security Token genannt. Damit werden den Token-Besitzern schuldrechtliche und mitbestimmungsrechtliche Ansprüche zugestanden. Während Utility Token und Zahlungstoken keine Wertpapiere darstellen, gelten Equity Token als wertpapierähnliche Token mit entsprechenden Rechten und Pflichten für Unternehmen und Anleger. Bei der Ausgabe von Utility Token wird meist von Initial Coin Offering gesprochen und in Anlehnung hierzu bei der Unternehmensfinanzierung durch Ausgabe von Equity Token von Equity Token Offering.

Fehlende regulatorische Auflagen führten zum Auf- und Abschwung  der Utility Token

2017 war das Jahr der Initial Coin Offerings, auch ICOs genannt. Hierbei sammelten sowohl viele innovative, zukunftsträchtige als auch zahlreiche zweifelhafte Projekte durch die Ausgabe von Token laut Cointelegraph 8,7 Milliarden Euro ein. Viele Startups und junge Unternehmen träumten von einer neuen Art der Finanzierungsmöglichkeit: Eine Finanzierung ohne Banken und Venture Capital Investoren direkt von der Crowd, jedoch mit einem vielfachen Volumen der bisherigen Crowdfunding-Möglichkeiten. Denn nun konnten  Projekte sogar weltweit Investoren erreichen, statt wie bisher auf eher regionale Förderung beschränkt zu sein. Hinzu kam, dass durch den starken Anstieg des Bitcoin-Kurses das Thema vermehrt in der Presse gespielt wurde und viele Utility Token Emittenten diese Möglichkeit nutzten um ihre Projekte der passenden Zielgruppe vorzustellen. Nahezu alle ICO-Emittenten wollten dabei Erlaubnis- und Prospektpflichten vermeiden, die Ausgabe von Utility Token erfolgte weitestgehend unreguliert. An Equity Token Offerings, auch ETOs genannt, also das öffentliche Angebot von regulierten, durch Blockchain Token repräsentierte Unternehmensbeteiligungen, war damals noch nicht zu denken. Erst mit dem Ende des ICO-Hypes im Frühjahr 2018 und dem damit sinkenden Interesse der Käufer an klassischen ICOs erfolgte ein Umdenken in der Branche.

Equity Token sollen Vertrauen von Kunden zurückgewinnen

Um das durch die ICOs und den anschließenden Kursverlusten verloren gegangen Vertrauen zurückgewinnen, sollten bei Equity Token die Rechte der Anleger gestärkt werden. Equity Token sind Beteiligungen an den jeweiligen Unternehmen und beinhalten häufig auch eine mögliche Gewinnbeteiligung an den zukünftigen Unternehmenserfolgen. Dies kann man am ehesten mit Aktien gleichsetzen und auch regulatorisch werden sie sehr ähnlich behandelt. Diese Token unterliegen den Wertpapiervorschriften. Dieser Punkt ist besonders für die BaFin, SEC und andere Regulierungsbehörden wichtig. Durch die höheren regulatorischen Anforderungen an die Token-Emittenten soll zudem betrügerische ETOs verhindert werden.

Utility Token sind nicht als Investitionsmittel gedacht

Um die Vor- und Nachteile von Equity Token besser einschätzen zu können, hilft ein Vergleich mit Utility Token. Ein Utility Token bietet dem Käufer den Zugriff auf das Produkt oder Service eines Unternehmens und dient in der Regel als Bezahlmittel für deren Plattform. Es ist grundsätzlich nicht als Investition gedacht, weshalb es für Utility Token auch keine strengen regulatorischen Vorschriften gibt. Dementsprechend versuchten viele Unternehmen ihre Token zum Erwerb ihrer Produkte als Utility Token zu kennzeichnen und diese als solche zu emittieren. Allerdings kann immer nur die BaFin eine verpflichtende Einschätzung der jeweiligen Token-Art vornehmen. Dort wird wiederum jeder Token als Einzelfall geprüft, wodurch es in Deutschland bei der deutlichen Mehrheit der Token beim jeweiligen ICO keine Rechtssicherheit gab. Der Zweck eines Utility Token kann anhand des folgenden Beispiels verdeutlicht werden: Wenn ein Kunde einen Utility Token von dem fiktiven Spielkonsolenhersteller ARCADE kaufen würde, dann würde der Kunde nicht am Gewinn oder der Kursentwicklung von dem Unternehmen ARCADE beteiligt werden, sondern könnte mit dem Utility Token nur neue Spiele für die ARCADE Spielekonsole kaufen. Wenn man nun bedenkt, dass positive Neuigkeiten über das Unternehmen ARCADE zu einem Wertanstieg des Utility Token führen, wird die grundsätzliche Problematik deutlich. Denn normalerweise haben positive oder negative Neuigkeiten über Unternehmen keine Auswirkungen auf die In-Game-Währungen, da es sich bei diesen um ein in sich geschlossenes System handelt.

Utility Token sind keine Unternehmensanteile

Viele Investoren gehen jedoch davon aus, mit einem Utility Token an den jeweiligen Unternehmen zu partizipieren, einfach weil es schlicht die einzige Art von Token ist, die das Unternehmen ausgegeben hat. Daher setzen sie den Kursverlauf des Utility Token mit einem Aktienkurs gleich und übertragen die positiven Neuigkeiten über das Unternehmen auf den Kursverlauf des Utility-Token. Häufig ist es regulatorische Unwissenheit, die dazu führt, dass Utility Token mit einer Wertanlage verwechselt werden. Doch das fehlende Wissen der Mehrheit der Kunden führt wiederum zu einem aktienähnlichen Kursverlauf des Utility Token, da dieser sich aus Angebot und Nachfrage bildet und mit positiven Neuigkeiten über das Unternehmen die Aufmerksamkeit und die Nachfrage nach dessen Utility Token steigt. Daher führen positive Neuigkeiten wirklich zu positiven Wertentwicklungen des Utility Token, wodurch sich die Anleger in ihrem Investmentverhalten bestätigt fühlen, obwohl der Utility Token aus regulatorischer Sicht für andere Zwecke vorgesehen ist. Verschärft wiederum wird diese Problematik dadurch, dass viele Anleger die Dienstleistungen des Utility Tokens nicht selber nutzen wollen oder können. Hierdurch verliert der Utility Token dann endgültig seinen ursprünglich von Regulatorik angedachten Sinn als “Gutschein“ für die Plattform bzw. Produkte und wird von den Käufern als reines Spekulationsobjekt betrachtet.

Equity Token ermöglichen Eigentumsrechte an den Unternehmen

Immer mehr Unternehmen haben dieses Missverständnis erkannt und wollen es durch die Ausgabe von Equity Token beseitigen.  Equity Token bieten den Anlegern eine Vielzahl an Vorteilen gegenüber Utility Token. Der größte Unterschied ist hierbei, dass Inhabern von Equity Token Eigentumsrechte zustehen. Dementsprechend haben Utility Token Besitzer keine Mitbestimmungsrechte oder Beteiligungen an dem Unternehmen und dessen erzielten Vermögenszuwächsen. Hinzu kommt, dass ICOs inzwischen in vielen Ländern verboten sind, da diese die nötigen regulatorischen Auflagen nicht erfüllt haben. So gab es in der Vergangenheit einige Projekte, deren einziger Zweck es war, den Herausgeber des Tokens zu bereichern. Dies war auch einer der Gründe, weshalb die ICOs schließlich in Verruf gerieten. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass ICOs sehr spekulativ sind und keine Sicherheiten bieten. Teilweise wurden sogar während des sogenannten Coin Offerings noch unplanmäßig Preise des Utility Token angepasst, da diese an kein Asset oder tatsächlichen Wert geknüpft sind. Bei Equity Token hingegen liegt immer ein entsprechendes Asset dahinter.

Klassische Wertpapierbörsen werden über die Zukunft der Utility Token entscheiden

Über die Zukunft von Utility Token werden wahrscheinlich in Zukunft Banken und Online-Broker wie comdirect entscheiden, denn wenn diese nur konsequent Equity Token und Zahlungstoken auf ihren Plattformen zum Handel anbieten, dann wird den Utility Token eine große Kundengruppe verwehrt bleiben. Auch stellt sich die Frage, ob die Bafin möglicherweise den Handel von Utility Token auf klassischen Wertpapierbörsen ganz verbietet, damit diese ihre ursprünglich von der Regulartorik angedachte Bedeutung zurückerhalten. Die zukünftige Entwicklung der Utility Token bleibt dementsprechend spannend. Unabhängig von der Tokenart gibt es derzeit im Bereich Blockchain sehr viele spannende Ideen, diese Analyse der Utility Token zeigt jedoch, dass man dort als reguliertes Finanzinstitut sehr genau hinschauen sollte. Erfolgsversprechende Projekte können sich jedoch jederzeit bei der comdirect Startup Garage bewerben. Hierbei entwickeln wir innerhalb von drei Monaten gemeinsam mit dem Startup einen vollfunktionsfähigen Prototyp. Ist dieser erfolgreich, wird im Idealfall eine langfristige Kooperation angestrebt.

Über den Autor

Pidder Seidl

Pidder Seidl ist Head of comdirect Startup Garage und arbeitet bei der comdirect bank im Innovationmanagement und Business Development. Vor seiner Zeit bei der comdirect bank hatte er sein eigenes Startup gegründet und war als selbstständiger Unternehmensberater tätig

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