Geld anlegen und Gutes tun? Klar doch! Wo Klimawandel und Umweltschutz durch Fridays for Future auf der Agenda stehen, achten auch immer mehr Investoren auf zukunftsorientierte Anlagen zum Wohle unseres Planeten. Dabei gibt es verschiedene Bewertungsansätze.
Bald schon werden mehr als neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Mit der stetig wachsenden Weltbevölkerung steigt die Bedeutung von Themen wie soziale Gerechtigkeit, Bildung, erneuerbare Energien, saubere Mobilität oder Ressourcenschonung. Daraus resultierende Herausforderungen können nur mithilfe technischer Innovationen und einem verantwortungsvollen Umgang bewältigt werden. Da es bei Weitem nicht mehr ausreicht, sich einfach nur besser zu verhalten, bedarf es eines umfassenden Wertewandels, der auch unsere Art zu investieren dauerhaft prägen wird.
Verantwortungsbewusst investieren
Der Begriff des nachhaltigen Investierens beeinflusst einen immer größeren Teil des Kapitalmarkts. Am gebräuchlichsten bei der Bewertung ist der ESG-Ansatz, der für Environmental, Social und Corporate Governance steht. Dieser geht der Frage nach, ob Unternehmen nach ökologischen und gesellschaftlichen Aspekten entscheiden. Somit ist dieser Ansatz aber ausschließlich vergangenheitsbezogen. Für den sprichwörtlichen Fußabdruck eines Unternehmens ist jedoch relevant, auf welche Produkte, Prozesse und Dienstleistungen das Unternehmen künftig setzt und inwieweit es auf die globalen Megatrends vorbereitet ist. Damit rücken dynamische und innovative Unternehmen mit wegweisenden Entwicklungen und einem langfristigen Einfluss auf unsere Welt in den Fokus.
Diese Unternehmen gehen – als sogenannte Zukunftbeweger – die globalen Probleme aktiv an und bieten konkrete Lösungen. So hat zum Beispiel ein großer Verbrauchsgüterkonzern für den indischen Markt ein Shampoo entwickelt, das ohne Wasser auskommt. Und ein Nahrungsmittelhersteller arbeitet daran, durch veränderte Rezepturen die Umwelteinflüsse der Produktion zu verringern. Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz künstlicher Intelligenz, die etwa neue Lösungen für den Umgang mit knappen Ressourcen, wie Wasser, ermöglichen kann. All diese Initiativen wirken sich positiv auf die Zukunft aus.
Sowohl große Konzerne als auch Nischenplayer gestalten die Zukunft aktiv und nachhaltig mit. Sie beachten die globalen Megatrends von morgen, wie demografischer Wandel, Urbanisierung, Klimawandel, Ressourcenknappheit und zukunftsfähige Mobilität. Investoren, die diese Kriterien bei der Geldanlage berücksichtigen, tragen zu einer besseren Zukunft und einem positiven Einfluss auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft bei. Ich bin überzeugt, dass sich Investitionen in solche Unternehmen langfristig auch positiv auf den Vermögensaufbau auswirken und somit quasi eine doppelte Rendite erwirtschaften.
Zukunftsweisende Unternehmen identifizieren
Die Bestimmung solcher Zukunftsgestalter ist allerdings weitaus komplexer als die Segmentierung von Unternehmen mithilfe eines ESG-Rasters. Verschiedenste Quellen werden hierfür herangezogen, etwa von multilateralen Organisationen, akademischen Instituten, Beratungsunternehmen, Think Tanks, Stiftungen, Behörden und Zukunftsforschern. Diese Daten müssen interpretiert, gewichtet, eingeordnet und letztlich auch bewertet werden. Die Chancen, die sich daraus ergeben, sind aber ebenso vielfältig.
Die Ausrichtung auf die Zukunft hat einen weiteren Effekt, der sich direkt auf die Wertentwicklung eines Portfolios auswirken kann: Er macht versteckte Risiken sichtbar. So verdeutlicht eine Analyse des US-Aktienindex S&P 500, dass rund die Hälfte der Index-Werte zur Nutzung der Chancen langfristiger Megatrends nicht optimal aufgestellt sind und übermäßige Risiken bei wirtschaftlichen, sozialen und Umweltfaktoren aufweisen. Dazu gehören beispielsweise Chemieunternehmen, die mit ihrer hohen Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und toxischen Chemikalien anfällig bei strengeren Umweltauflagen und steigenden Energiepreisen sind.
Fußabdruck von Unternehmen
Mit dem „Footprint“ hat die Schweizer Globalance Bank einen innovativen und auf die Zukunft ausgerichteten Investmentansatz entwickelt, der Investoren die Wirkung ihrer Anlagen transparent aufzeigt. Dieser Ansatz berücksichtigt Innovationskraft und Zukunftspotenzial, indem er analysiert, inwieweit Unternehmen auf die globalen Megatrends vorbereitet sind.
Der Einfluss dieses Fußabdrucks auf Kapitalanlagen lässt sich konkret belegen: Als Beispiel dient ein Portfolio, für das aus dem S&P 500 die 100 Unternehmen mit den absolut besten Footprint-Werten ausgewählt und nach Marktkapitalisierung gewichtet wurden. In einem Vergleich über fünf Jahre erzielte dieses Portfolio gegenüber dem originären Index eine beachtenswerte Mehrrendite bei vergleichbarem Risiko. Eine nähere Betrachtung zeigt, dass ein großer Teil dieser Mehrrendite ausschließlich auf die konkrete Auswahl der Unternehmen zurückzuführen ist. Ein positiver „Footprint“ leistet also nachweislich auch einen positiven Beitrag zur Rendite.
Der Beitrag erschien als Teil des Jahrbuchs 2019/20 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier herunterladen oder als Hardcopy bestellen.