Insbesondere bei jüngeren Verbrauchern geht der Trend immer mehr zu nachhaltigen Finanz-Investments, wie zwei neue Studien zeigen. Wie steht es um das Vertrauen in diese, und ist Nachhaltigkeit bei der Wahl eines Finanzdienstleisters ein Kriterium?
Der Wandel der Finanzbranche von traditionellen Banken und Anlagen hin zu digitalen Lösungen und neuen Investitionen schreitet seit Jahren rasant voran und wurde durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt. Neben Online-Angeboten, wie Digital Wallets und Krypto werden auch nachhaltige Investitionen immer beliebter. YouGovs „Global Future of Financial Services Report 2022” zeigt, dass Geldanlagen von Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz engagieren sowie ethische und moralische Standards erfüllen, insbesondere für jüngere Verbraucher immer öfter in Frage kommen.
Nachhaltige Investitionen am beliebtesten in asiatischen Märkten und unter jüngeren Verbrauchern
6 Prozent der Deutschen haben in den vergangenen drei Monaten in nachhaltige Anlagen investiert. Damit sind laut Studie beispielsweise „grüne“ Wertpapiere, Fonds ohne Unternehmen, die der Umwelt schaden, Fonds mit einem höheren ESG-Anteil, „Impact“-Anlagen, die neben einer Rendite auch positive Auswirkungen auf die Umwelt oder Gesellschaft generieren, gemeint. Dieser deutsche Wert liegt unter dem weltweiten Durchschnitt von 8 Prozent. In Europa sind die Schweden Vorreiter, wenn es um nachhaltige Investitionen geht (10 Prozent).
Jedoch auch sie werden von den Befragten aus dem Nahen Osten und bestimmten asiatischen Märkten diesbezüglich abgehängt: In Indonesien sagen 18 Prozent aller Befragten (online-repräsentativ), eine nachhaltige Anlage getätigt zu haben. In Indien sind es 16 Prozent (städtisch online repräsentativ), in China (online repräsentativ) und den Vereinigten Arabischen Emiraten jeweils 14 Prozent.
Der weltweite Altersvergleich zeigt, dass jüngere Befragte im Alter von 18 bis 34 Jahren am häufigsten in den letzten drei Monaten in nachhaltige Anlagen investiert haben (12 Prozent). Die Befragten ab 55 Jahren haben dies am seltensten getan (3 Prozent weltweit). Der Blick auf die Altersunterscheidung in Deutschland entspricht den weltweiten Zahlen.
Hohes Vertrauen in nachhaltige Produkte unter Jüngeren
Die Präferenz der jüngeren Verbrauchergruppen für Nachhaltigkeit und ethische Werte geht Hand in Hand mit einem hohen Vertrauen in Eco-Investment und fördert den signifikanten Anstieg an “grünen“ Investitionen, Produkte und Services. Zwei von fünf der weltweiten GenZ Zielgruppe (18-24 Jahre) vertrauen nachhaltigen Investments (42 Prozent). Deutschlandweit teilen 33 Prozent der Verbraucher in dieser Altersgruppe diese Ansicht, also weniger als der internationale Durchschnitt.
Und auch die Jüngeren sind es, die am häufigsten mit Blick auf ihre Finanzen nachhaltige Entscheidungen getroffen haben. So sagen weltweit 23 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 34 Jahren, dass sie in Bezug auf ihre Ersparnisse, Anlagen und/oder Altersvorsorgeprodukte schon einmal ein „grünes“ Produkt gewählt haben, d. h. Produkte, die Projekte unterstützen, die positive Auswirkungen auf die Umwelt und/oder das Klima haben, wie beispielsweise „grüne“ Wertpapiere. Im Vergleich dazu machen nur 7 Prozent der Befragten ab 55 Jahren weltweit diese Angabe. In der Gesamtbevölkerung der 18 untersuchten Märkte sind es 16 Prozent.
Was bringt die Zukunft?
Die Daten des „Global Future of Financial Services Report 2022”zeigen außerdem, dass in der Zukunft immer mehr Verbraucher planen, in nachhaltige Anlagen zu investieren. Das Vorhaben wächst in den nächsten 12 Monaten im Vergleich zu den vergangenen 3 Monaten um 4 Prozentpunkte weltweit auf 12 Prozent. Somit zeigt diese finanzielle Aktivität den höchsten Anstieg unter allen abgefragten finanziellen Aktivitäten in allen 18 untersuchten Märkten.
„Öko-Investoren“ sind keine kleine Gruppe
Wie auf den Seiten des Bank Blogs bereits berichtet, zeigt die neue auf den deutschen Markt bezogene aktuelle YouGov Analyse „Nachhaltiges Investieren in Deutschland“, dass mehr als jeder vierte deutsche Verbraucher mit investierbarem Vermögen (27 Prozent) ein sogenannter Öko-Investor ist, also ein Anleger, der aktiv nach profitablen, nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten sucht. Dieser Wert macht Hoffnung und zeigt, wie sehr sich der Blick in Richtung Nachhaltigkeit auch beim Investment verschiebt. Die Öko-Investoren scheuen sich nicht vor den potenziellen Risiken des Aktienmarkts, bevorzugen mehrere Bankkonten und sind häufig Kunden bei der Sparkasse, ING, Volks- und Raiffeisenbank, Consorsbank und Postbank.
Doch nachhaltige Investitionen sind im Vergleich zu nicht-grünen Anlagen mit höheren Kosten verbunden, vor denen viele Verbraucher nach wie vor zurückschrecken. Laut dem YouGov-Framework sind es neben den passiven „Sparern“ (27 Prozent) vor allem die „Investoren“ (24 Prozent), die Eco-Investments aufgrund der Kosten nicht in Betracht ziehen. Die letztgenannte Gruppe investiert zwar aktiv auf dem Aktienmarkt, ist dabei jedoch nicht spezifisch auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit bedacht.
Eco-Investment – ein Zukunftstrend mit Potenzial für Banken und Finanzdienstleister
Trotz der Wahrnehmung vergleichsweise hoher Kosten und geringerer Gewinnspannen reißt der Trend zu nachhaltigen Investitionen nicht ab und wird durch die jüngeren Generationen in Zukunft vermutlich weiter vorangetrieben werden. Schon jetzt zeigt die Wachstumsprognose des YouGov Finanzreports einen deutlichen Anstieg im Eco-Investment. Für die jüngeren Verbraucher ist Nachhaltigkeit schon jetzt ein wichtiges Kriterium bei der Wahl eines Finanzdienstleisters.
Auch das Vertrauen in nachhaltige Investitionen ist in den jüngeren Altersgruppen höher als in den älteren. Immerhin sagen 44 Prozent der Verbraucher weltweit, dass Finanzdienstleister eine ausschlaggebende Rolle dabei spielen, die Welt nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Es bietet sich hier also die Gelegenheit für Banken und Finanzdienstleister, die Erwartungen der Verbraucher zu erfüllen und sich auf dem zukunftsfähigen Eco-Investment-Sektor zu positionieren.
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Ein Kommentar
Dass „nachhaltige“ und „grüne“ Geldanlagen dem aktuellen Zeitgeist entsprechen und weiter zunehmen werden, steht außer Frage, auch wenn verbale Absichtsbekundungen (wie in der zweiten Studie) noch kein reales Handeln sind. Zudem wird der moralische Druck mit einer Verstärkung der Klimakrise weiter zunehmen.
Entscheidend für eine tatsächlich nachhaltige Wirkung der Geldanlagen wird aber folgender Knackpunkt sein:
Da Unternehmen, Fonds und Anleger vor allem ein gutes Gewissen und Image suchen, werden sie alles tun und kaufen, was den Stempel „Nachhaltigkeit“ trägt. Damit aber wird es von den staatlichen Vorgaben (z.B. EU-Taxinomie) und den Kriterienkatalogen von Ratingagenturen, Börsen und Fondsgesellschaften abhängen, ob sich hinter der angeblich nachhaltigen Anlage tatsächlich eine ökologisch und sozial sinnvolle Investition verbirgt oder ob sie nur ein nettes Aushängeschild für „Greenwashing“ ist.
Dazu aber wären weit einfachere und klarere Nachhaltigkeitsklassifizierungen als bisher erforderlich. Ein ESG-DAX, der bis auf drei Unternehmen einfach alle Dax-Werte als nachhaltig erklärt, eine EU-Taxinomie, die zum politischen Kuhhandel von Atom- und Gasbefürwortern verkommt oder ein FNG-Rating, das einfach den Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens spiegelt, der zuvor genau den FNG-Vorgaben angepasst wurde, sie alle können den Anspruch auf tatsächlich nachhaltiges Investieren nicht erfüllen.
Leider scheint der Zug in Richtung einer neuen Zertifizierungsindustrie aber schon weitgehend abgefahren zu sein. Die Investoren werden dies als gutes Gewissen und positives Image begrüßen, für die Unternehmen aber werden die teilweise sehr willkürlichen Kriterien der Ratingagenturen vermutlich über kurz oder lang zum engen Finanzierungskorsett werden, spätestens dann, wenn EZB, Banken und Fondsmanager nur noch nachhaltig zertifizierte Unternehmen berücksichtigen werden.