Verdrängen Technologieunternehmen die etablierten Banken?

Umbruch im Markt für Finanzdienstleistungen

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Technologiegetriebene Unternehmen drängen immer stärker in den Markt für Finanzdienstleistung. Die etablierten Finanzinstitute müssen sich wappnen. Eine aktuelle Studie zeigt aber: Es gibt auch neue Chancen für sie.

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Die letzten zehn Jahre sind für die Finanzdienstleistungsbranche insgesamt positiv verlaufen. Es gab keine größeren Krisen, dafür aber zahlreiche Innovationen. Außerdem konnte die Finanzdienstleistungsbranche wichtige gesellschaftliche Beiträge bei der Überwindung der Corona-Krise und beim Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft leisten.

Die Finanzwelt hat und wird sich in den kommenden Jahren jedoch weiter stark verändern. Nach Ansicht der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman findet derzeit ein großer Umbruch im Finanzdienstleistungsbereich statt: BigTechs, Daten- und Technologieunternehmen treten in den Markt ein und jagen etablierten Finanzinstituten Marktanteile ab.

Zwar wachsen die klassischen Anbieter wie Banken und Versicherungen nach wie vor, der größte Teil der Wertschöpfung in der Branche wird jedoch von Finanzinfrastruktur-, Daten- und Technologieunternehmen vorangetrieben.

Neue Geschäftsmodelle wachsen stärker

Hauptgrund für diese Verschiebung ist das verlangsamte Wachstum traditioneller Geschäftsmodelle. So stehe das Eingehen und Managen von Risiken im Mittelpunkt der Aktivitäten der klassischen Anbieter wie Banken, Versicherungen und Asset Manager. Dieser Bereich ist in den letzten zehn Jahren aber nur um etwa 3 Prozent pro Jahr gewachsen. Im selben Zeitraum weisen Dienstleistungen rund um Daten und Technologie ein Wachstum von ca. 10 Prozent p.a. aus.

Infolge dieses Wandels sind heute fast ein Drittel der 50 größten Finanzinstitute der Welt Finanzinfrastruktur-, Daten- und Technologiefirmen. Zum Vergleich: vor zehn Jahren waren es noch zwei.

Das Umfeld des Finanzdienstleistungsbereichs hat sich im letzten Jahrzehnt drastisch verändert, und sich zu einer breiter ausgerichteten Branche mit einer größeren Anzahl an Wettbewerbern entwickelt. Angesichts steigender Zinsen und volatiler Märkte gehen die Studienautoren davon aus, dass sich die beobachtete Verschiebung der Wertschöpfung weiter fortsetzen wird.

Gewinner würden diejenigen Unternehmen sein, denen es gelinge, die neuen Wertschöpfungsquellen zu antizipieren und ihr Geschäftsmodell entsprechend anzupassen. Den meisten klassischen Anbietern falle es jedoch schwer, sich auf diese Veränderungen einzustellen und gezielt in die zukünftig wichtigeren Bereiche der Daten- und Technologiedienstleistungen zu investieren.

Chancen für etablierte Finanzinstitute

Ungeachtet dessen könnten sich durch das aktuelle Markt- und Wirtschaftsumfeld auch Chancen für die klassischen Anbieter ergeben, Marktanteile zurückzuerobern. Steigende Zinsen werden Banken und Versicherern wieder Gewinne bescheren. Hinzu kommt, dass die Geschäftsmodelle bestimmter BigTechs sowie Daten- und Technologieunternehmen von den Investoren inzwischen kritischer hinterfragt werden. Wenn es den etablierten Unternehmen gelinge, sich entschlossen auf die neuen Wertschöpfungsquellen auszurichten, bieten sich auch ihnen enorme Chancen.

Der Blick auf die deutsche Finanzbranche

Die Wertmigration weg von klassischer Risikotransformation und hin zu Daten- und Technologiedienstleistungen stelle auch die deutschen Marktteilnehmer vor zentrale strategische Fragen:

  • Welche Größe benötige ich, um relevant zu bleiben?
  • Mit wem muss ich zusammenarbeiten?
  • Wie schnell kann ich Entscheidungen treffen und Veränderungen umsetzen?

Die fragmentierte Natur der deutschen Anbieterlandschaft scheint auf den ersten Blick ein Hindernis, aber gleichzeitig bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für Partnerschaften und Kooperationen, um attraktive Angebote zu schaffen.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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