Verdrängt die Digitalisierung die Bankfiliale?

Internationale Banking Trends KW 27-2021

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Hierzulande, aber auch international steht die Bankfiliale im Mittelpunkt einer intensiven Diskussion um Digitalisierung, Kostensenkung und verändertes Verbraucherverhalten. Der Kunde und sein tatsächlicher Bedarf werden dabei oft vergessen.

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Es vergeht kaum eine Woche ohne mehr oder weniger aufsehenerregende Meldungen über neue Filialschließungen. Überall ist zu lesen, dass es die Digitalisierung und das damit einhergehende veränderte Kundenverhalten sei, das die Zukunft des stationären Vertriebs in Frage stelle. Tatsächlich sind es wohl eher die Kosten, die reduziert werden sollen, denn viele Institute sind im digitalen Vertrieb (und nur der bringt Erträge) noch gar nicht so weit, um mit den stationären Möglichkeiten mithalten zu können.

In dieser Woche war es – überregional – die Commerzbank, die eine Konkretisierung ihrer Pläne zur radikalen Zusammenlegung ihres Standortnetzes bekanntgab. Vorbei ist die Zeit, in der Filialen als  „Wachstumsmotor“ bezeichnet wurden. Von den knapp über 1.000 Filialen Ende 2019 wurden im Zuge der Corona-bedingten Schließungen über 200 Standorte nicht wieder geöffnet. Bis 2022 sollen weitere 340 Geschäftsstellen geschlossen werden, davon 240 bereits in diesem Sommer. Damit wird das Filialnetz innerhalb von knapp zwei Jahren um 55 Prozent auf 450 reduziert werden. Auch viele regionale Institute reduzieren ihr Filialnetz, teilweise im selben Ausmaß.

Digitalisierung und die Zukunft der Bankfiliale

Und auch international ist die Zukunft der Bankfiliale in der Diskussion und bildet damit den heutigen Schwerpunkt des Rückblicks auf interessante Beiträge aus der internationalen Finanzszene.

Finanzinstitute weltweit definieren neu, wie das Kundenerlebnis verbessert und die Kanalbindung gesteigert werden kann. Die Rolle der Bankfiliale steht im Mittelpunkt dieser Diskussion, während sich viele Institute auf die Schaffung technologiegestützter, integrierter Ökosysteme konzentrieren.

Zukunft der Bankfiliale im digitalen Ökosystem

Wie sieht die Zukunft der Bankfilialen aus, da das digitale Engagement sowohl bei Finanzinstituten als auch bei Verbrauchern im Fokus steht? Wichtig ist jetzt, dass Finanzinstitute die kanalunabhängige Bereitstellung unterstützen müssen, bei der Daten und angewandte Analysen es einem Kunden ermöglichen, zu bestimmen, wann und wo er ohne Änderung des Servicelevels eingreifen muss.

Mehr dazu hier: Future of Branches Debated in a Transformed Digital Ecosystem

Sind Sie eine menschliche Bank?

Die (zwischen)menschliche Seite des Bankwesens gibt den Kunden das Gefühl,  respektiert und wertgeschätzt zu werden. Das sind wichtige und notwendige Zutaten, um Loyalität aufzubauen und den Share of Wallet zu erhöhen. Die Personalisierung des Kundenerlebnisses durch die Bedienung der Menschen in ihrem „Komfortkanal“ ist ein wichtiger Schritt in diesem Prozess.

Mehr dazu hier: Are You a ‘Human First’ Financial Institution?

5 Fragen an Ihre Filialstrategie

Bankfilialen werden nicht von heute auf morgen verschwinden und noch lange Zeit ein wichtiger Vertriebskanal für viele Produkte bleiben. Die Beantwortung von fünf wichtigen Fragen hilft bei der (Neu)Formulierung einer Filialstrategie.

Mehr dazu hier: 5 Points to Keep Your Branch Strategy on Track

Warum Citibank an Filialen festhält

Die größte US-Privatkundenbank mit dem kleinsten Filialnetz macht aus den Lehren der Pandemie eine sich entwickelnde Strategie, die die Digitalisierung mit dem anhaltenden Bedürfnis nach menschlicher Interaktion verbindet.

Mehr dazu hier: Why Citi Won’t Dump Its Skinny Branch Network and Go All Digital

Banking muss menschlich bleiben

Selbst wenn viele Finanzinstitute ein digitales Bankmodell anstreben, sollten sie der Versuchung widerstehen, nur digital zu werden. Bankfilialen sowie menschliche Kundenbetreuer können nicht einfach durch eine digitale Banking-App ersetzt werden, denn digitale und physische Kanäle spielen eine notwendige Rolle in der gesamten Customer Journey und müssen zusammengeführt werden.

Mehr dazu hier: Lessons learnt: What financial technologies will survive post-COVID?

Wie Regionalbanken in einer digitalen Welt relevant bleiben

Regionalbanken haben vielleicht nicht die robustesten digitalen Angebote, profitieren aber von einer größeren Kundentreue als viele ihrer größeren Konkurrenten. Wird das ausreichen, um einen Ansturm der Digitalisierung abzuwehren? Die Antwort liegt größtenteils noch in den eigenen Händen der einzelnen Institute.

Mehr dazu hier: How Community Banks Can Stay Relevant in the Face of a Digital Assault

Weitere interessante Themen der Finanzwoche

Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:

Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Investments

ESG-Investitionen gewinnen an Dynamik, aber wie entwickeln sich Fondsmanager und Wertpapierfirmen schnell weiter, um sie zu einem integralen Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit zu machen?

Mehr dazu hier: ESG in Investment: Futureproofing portfolios for responsible investing

Wie Banken das Kundenerlebnis steigern können

Banken können ihren Kunden nicht online die Tür aufhalten, aber Sie können ein erstklassiges digitales Erlebnis bereitstellen, welche den Aufbau einer langfristigen Beziehung unterstützt.

Mehr dazu hier: A Practical Guide for Improving CX and Deepening Banking Relationships

Bedeutet Regulierung das Ende von Kryptowährungen?

Die Diskussionen um Kryptowährungen werden jede Woche mit neuem Leben erfüllt. Insbesondere Aufsicht und Regulierung nehmen sich mehr und mehr des Themas an.

Mehr dazu hier: Will Regulation Spell the End of Cryptocurrencies?

Sechs Maßnahmen für das kommerzielle Kreditgeschäft

Kreditgeber und ihre Kreditnehmer waren mit Rezessionen, Globalisierung, der Finanzkrise 2007-08, regulatorischen Änderungen und jetzt der Covid-Pandemie konfrontiert. Sechs Maßnahmen können dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken.

Mehr dazu hier: Six improvements to the business model for lenders

Fünf Maßnahmen für Vertrauen im digitalen Zeitalter

Mit zunehmendem Betrug besteht die Gefahr, dass das Vertrauen der Verbraucher in den Finanzdienstleistungssektor sinken könnte. Dies macht es zwingend erforderlich, dass Finanzinstitute Schritte unternehmen, um zu beweisen, dass sie vertrauenswürdig sind, insbesondere da sich Betrug im digitalen Zeitalter weiterentwickelt und zunehmen wird.

Mehr dazu hier: Five steps to build trust in the digital age

Neues über Banken, FinTechs und andere Finanzunternehmen

Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über neue Aktivitäten von Banken, FinTechs und andere Finanzunternehmen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Google baut Finanzservices aus

Berichten zufolge plant Google einen Vorstoß in den japanischen Finanzdienstleistungsmarkt. Das BigTech soll sich in Gesprächen über die Übernahme des in Tokio ansässigen bargeldlosen Zahlungsanbieters Pring gefinden, der es Google ermöglichen könnte, eigene Finanzdienstleistungen anzubieten, anstatt auf Partnerbanken und Kreditkartenunternehmen angewiesen zu sein.

Mehr dazu hier: Google plans fintech move in Japan

Neues FinTech-Einhorn aus Dänemark

Pleo, das dänische Unternehmen hinter einem Kostenmanagement-Tool und verknüpften Smart-Firmenkarten, hat dank einer 150-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde eine Bewertung von 1,7 Milliarden US-Dollar erreicht.

Mehr dazu hier: Danish B2B fintech Pleo hits unicorn status

Niederländische Neobank wird Einhorn

Die niederländische Neobank Bunq wurde im Zuge einer Finanzierungsrunde mit 1,6 Mrd. € bewertet und hat damit Einhornstatus erreicht. bunq wurde 2012 von Ali Niknam gegründet und ist heute in 30 europäischen Märkten mit Kundeneinlagen von 1 Milliarde € aktiv. Das Unternehmen, das ein abonnementbasiertes Geschäftsmodell betreibt, hat nach eigenen Angaben kürzlich die Rentabilitätsschwelle erreicht.

Mehr dazu hier: Dutch challenger bunq hits €1.6bn valuation on first outside investment

Britisches FinTech-Einhorn geht an die Börse

Der Zahlungsdienstleister Wise hat einen fulminanten Börsenstart hingelegt und ist mit einer neuen Bewertung von 11 Mrd. US $ in die FinTech-Top-Ten aufgestiegen. Im Gegensatz zu vielen anderen Technologieunternehmen ist Wise seit Jahren profitabel und hat seinen Gewinn im Geschäftsjahr 2021 auf 30,9 Millionen Pfund verdoppelt.

Mehr dazu hier: Wise completes largest direct listing in UK history at £8bn

Neuer Payment-Wettbewerber in Europa

Die E-Commerce-Plattform Wish hat von der niederländischen Zentralbank eine Zahlungsdienstlizenz erhalten, die dem Unternehmen den Weg ebnet, alle EU-Zahlungen auf seiner eigenen Plattform abzuwickeln.

Mehr dazu hier: E-commerce player Wish secures EU payment institution license

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

Vielen Dank fürs Teilen und Weiterempfehlen


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