Die nächste Rezession scheint nur eine Frage der Zeit, doch viele Unternehmen bereiten sich auf Phasen nachlassender Konjunktur unzureichend vor. Dabei bieten sich gerade hier Chancen, sich positiv vom Wettbewerb abzuheben.
Märkte sind zyklisch. Auf eine Expansion folgen erst ein Boom, dann eine Rezession und gegebenenfalls sogar noch eine Depression. Angesichts des seit rund neun Jahren andauernden wirtschaftlichen Aufschwungs scheint diese Tatsache bei dem einen oder anderen Unternehmenslenker in Vergessenheit geraten zu sein. Insbesondere die Geschäftszahlen der erfolgsverwöhnten deutschen Unternehmen kennen derzeit nur eine Richtung: steil bergauf. Doch Experten warnen, dass die nächste rezessive Phase lediglich eine Frage der Zeit sei.
Abstürze sind nicht vorprogrammiert
Folgt einem Gipfelsturm also der vorprogrammierte Absturz? Nicht unbedingt, denn fast alle Wirtschaftskrisen kündigen sich an. Viele Unternehmen warten jedoch trotz der unüberhörbaren Mahnungen von Konjunkturexperten zu lange ab. Und nicht selten gerät die Führungsetage schließlich in Panik und versucht hektisch, den aufziehenden Sturm abzuwettern und so das Unternehmen aus der Gefahrenzone zu bringen.
Eine Analyse der Unternehmensberatung Bain der großen Krise 2008/2009 und der darauffolgenden Jahre zeichnet ein sehr differenziertes Bild. Die besten Unternehmen haben es geschafft, den Abschwung rechtzeitig zu erkennen und diese Phase zu nutzen, um sich langfristig vom Wettbewerb abzusetzen. Tatsächlich konnten diese Vorreiter über die letzten zehn Jahre – gemessen am Total Shareholder Return (TSR) – deutlich mehr Wert generieren als ihre zögerlichen oder gar falsch handelnden Konkurrenten.
Vier Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Abschwung
Im Kern geht es um den Aufbau eines differenzierten Frühwarnsystems, eine vorausschauende antizyklische Geschäftsplanung mithilfe eines in mehreren Stufen skalierbaren Rezessionsplans und operative Handlungsfähigkeit im Ernstfall. Dieser Prozess lässt sich in vier Handlungsfelder unterteilen:
- Schaffung einer strategischen Perspektive,
- Aufbau eines Konjunkturfrühwarnsystems,
- Planung flexibel skalierbarer Maßnahmenpakete
- Ergebnisorientiertes Change Management.
1. Schaffung einer strategischen Perspektive
Nur wer sein Kerngeschäft klar definiert hat, weiß, in welchen Bereichen Einschnitte am wenigsten Schaden anrichten und an welcher Stelle unbedingt weiter investiert werden muss. Der strategische Businessplan muss die Zyklizität der Marktsegmente berücksichtigen und gegebenenfalls finanziellen Spielraum für eine rezessive Phase schaffen.
2. Aufbau eines Konjunkturfrühwarnsystems
Alle relevanten Marktsegmente sollten laufend beobachtet werden. Dabei sind eigene Konjunkturdaten wie Auftragsbestand oder Auslastung mit Einschätzungen externer Marktexperten zu kombinieren. Zudem sollten die Kunden- und Marktsignale strukturiert erfasst und regelmäßig auf Entscheiderebene besprochen werden.
3. Planung flexibel skalierbarer Maßnahmenpakete
Diese müssen differenziert nach Bereich, Kostenart, Wertschöpfungsstufe, Region, etc. abgestuft vorhanden sein. Mit diesen Stufenplänen ist das Unternehmen in der Lage, trotz Umsatzrückgang die Marge konstant zu halten. Der finanzielle Spielraum bleibt damit bestehen. Die Maßnahmen sollten nach erwarteter Dauer sowie nach Schwierigkeitsgrad und Werthaltigkeit priorisiert werden.
4. Ergebnisorientiertes Change Management
Stärkung der internen Umsetzungskompetenz. Das Unternehmen muss in der Lage sein, zielstrebig und effektiv reagieren zu können. Dafür müssen die Erfahrungen und Kompetenzen des Unternehmens bekannt sein und schnell in die Verantwortung gebracht werden. Zudem müssen die Zuständigkeiten für die Umsetzung der Kostenprogramme entlang der gesamten Sponsorenhierarchie klar aufgebaut werden.
Infografik: Unternehmen müssen Rezessionen vorausplanen
Die besten Unternehmen verstehen Krisen nicht als Bedrohung. Sie haben erkannt, dass Konjunkturzyklen Chancen sind, um den Wettbewerb zu überrunden. Damit der sichere Aufstieg gelingt, bedarf es einer sorgfältigen Vorbereitung, Mut zu antizyklischem Handeln und nicht zuletzt operativer Umsetzungsstärke.
Die folgende Infografik fasst dies anschaulich zusammen:
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