Ein Leitfaden zeigt, dass die Finanzbranche Biodiversitätsrisiken zeitnah berücksichtigen sollte. Er stellt die Chancen sowie vier Schritte zu ihrer Integration in die strategische Zielsetzung und das Risikomanagement vor.
Die rapide globale Artensterben und die Zerstörung von Ökosystemen stellen ein zunehmendes finanzielles Risiko für Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter dar. Nahezu 50 Prozent der Wirtschaftssektoren sind in unterschiedlichem Maße von der Biodiversität abhängig, während alle Wirtschaftssektoren in gewissem Maße von ihr beeinflusst werden. Darüber hinaus existieren bereits geltende und bald in Kraft tretende regulatorische Vorgaben in Bezug auf Biodiversität.
Gerade Finanzdienstleister können einen effektiven Beitrag zum Schutz des Naturkapitals und zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit des gesamten Wirtschaftssystems leisten, indem sie Biodiversitäts- und Klimarisiken priorisieren und ganzheitlich betrachten.
Biodiversitätsaspekte in der Finanzbranche
In einer aktuellen Studie erläutert PwC, wie die Finanzbranche Biodiversitätsaspekte ganzheitlich in ihre Strategie, Governance, Risikomanagement und Berichterstattung integrieren kann.
Der Leitfaden benennt vier gleichzeitige Ansatzpunkte für ein zukunftsorientiertes Management von Biodiversitätschancen und -risiken. Zusätzlich wird auf Instrumente wie den „Biodiversity Risk Filter“ des WWF oder das „Encore“-Tool der Natural Capital Finance Alliance verwiesen. Diese Instrumente unterstützen dabei, die eigenen Portfolios zu analysieren und die Möglichkeiten für Investitionen in Projekte zur Erhaltung der Biodiversität zu identifizieren.
Die Handlungsempfehlungen basieren auf dem speziell für Finanzunternehmen entwickelten LEAP-FI-Prozess der globalen Initiative Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD). Die Empfehlungen der TNFD befinden sich derzeit noch in der Testphase und sollen bis zum Herbst finalisiert werden.
Finanzinstitute sollten Biodiversitätsaspekte stärker berücksichtigen
Wie die gerade veröffentlichte Studie „Von Net Zero zu Nature Positive“ von WWF Deutschland und PwC Deutschland zeigt, misst die Branche dem Schutz von Biodiversität und Ökosystemen zwar schon eine hohe bis sehr hohe Relevanz zu. Der Umsetzungsgrad für die Integration von Biodiversitätsaspekten in interne Prozesse und Risikostrategien ist jedoch noch gering.
Gemäß den Richtlinien wird empfohlen, dass die Finanzinstitute im Rahmen einer Scoping-Analyse in allen Geschäftsbereichen ihr Wissen über die Chancen und Risiken der Biodiversität vertiefen und festlegen, wo sie zum Erhalt und Schutz der Artenvielfalt und Ökosysteme einen Beitrag leisten können.
Des Weiteren sollte geprüft werden, inwiefern bereits bestehende und kurz- bis mittelfristig geplante Vorschriften erfüllt werden, um regulatorische (Mindest-) Anforderungen zu erfüllen.
Finanzielle Risiken hinterfragen
Um die finanziellen Risiken vollständig zu berücksichtigen, sollten mögliche Auswirkungen auf das eigene Portfolio untersucht werden – von potenziellen Kreditrisiken bis hin zu den Vorteilen einer positiven Wirkung auf das Naturkapital und die Biodiversität.
Zusätzlich dazu sollte ein eigenes Zielbild gemäß den bestehenden internationalen Standards und Rahmenwerken entwickelt werden. Die Fortschritte werden kontinuierlich anhand von spezifischen Leistungskennzahlen (KPIs) überwacht. Die erforderlichen Datenmengen sollten definiert und erfasst werden, um sie sowohl für das interne Reporting als auch für strategische Entscheidungsprozesse nutzen zu können.
Der Leitfaden „Managing biodiversity risks and opportunities“ können Sie hier direkt herunterladen.
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