Verändertes Kundenverhalten und schnelllebige Finanztechnologien zwingen zum Umdenken. Die Folge? Traditionelle Geschäftskonzepte geraten ins Straucheln. Nur wem es gelingt, Digital-Banking-Strategien zu entwickeln und umzusetzen, wird für die Zukunft gerüstet sein.
Wir befinden uns inmitten eines der größten Umbrüche in der Geschichte des Bankwesens. Es ist eine Zeit, in der ein Kaffeeunternehmen wie Starbucks eines der weltweit erfolgreichsten Mobilzahlungssystem einführt und Internetfirmen wie Alibaba oder Tencent rund um ihre Kerndienstleistungen nun auch Finanzprodukte anbieten. Überall brechen Strukturen auf – und die Banken müssen sich einer neuen Realität stellen, in der ein verändertes Kundenverhalten und schnelllebige Finanztechnologien traditionelle Geschäftskonzepte verdrängen.
Banken im digitalen Umbruch
Die Banken sind sich dieser Umbrüche bewusst. Daher setzen weltweit mehr und mehr etablierte Kredithäuser und Finanzinstitute auf zügige digitale Innovationen und investieren massiv in den Bereich der Migrationstransaktion. Sie haben zudem ihr Portfolio an Internet- und Mobiltechnologien deutlich aufgewertet und neue Innovations- und Testzentren geschaffen. Sie steigern unablässig ihre Anstrengungen, um das Rennen der digitalen Veränderungen zu gewinnen – und übernehmen dafür auch die Strategien und die Kultur der „Digital Natives“ der Unternehmenswelt. Um eine intensive digitale Zusammenarbeit zu fördern, machen sie beispielsweise die Programmierumgebungen ihrer Filialen öffentlich, verfolgen ein agiles Entwicklungsmodell oder veranstalten Hackathons.
Laut McKinsey stehen die Chancen gut, dass die digitalen Umsätze innerhalb der kommenden fünf Jahre mindestens 40 Prozent der neuen Ertragszuflüsse in den progressivsten geografischen Regionen und Kundensegmenten ausmachen werden. Den Prognosen zufolge wird bis zum Jahr 2018 bei den meisten Produkten mindestens die Hälfte der neuen Ertragszuflüsse skandinavischer, britischer und westeuropäischer Banken aus digitalen Verkäufen stammen.
Eine Bank hat nicht ewig Zeit, um sich anzupassen – denn auch andere Branchen entwickeln ihre digitalen Strategien weiter. Erfolgreiche Konzepte basieren auf einem klaren Verständnis davon, wie in der digitalen Welt Werte geschaffen werden, wie facettenreich das Kundenverhalten und die Marktdynamik sein können und wie sorgfältig das Top-Management seine Prioritäten setzen muss, um unter Hunderten möglicher Investitionen im Digitalbereich die richtigen auszuwählen.
Vier Ansätze um das Potenzial der Digitalisierung nutzen
Es gibt für die Banken vier wesentliche Ansätze, um digitale Ressourcen für sich zu nutzen und Werte zu schaffen:
- Digitale Technologien steigern die Fähigkeit einer Bank, Verbindungen einzugehen – nicht nur mit ihren Kunden, sondern auch ihren Mitarbeitern und Zulieferern. Dies reicht von Online-Interaktivitäts- und -Zahlungslösungen bis hin zu mobilen Funktionalitäten und zur Nutzung der sozialen Medien, um die Bekanntheit von Bankprodukten zu steigern.
- Der Digitalbereich lebt von „Big Data“ und hochmodernen Analysetechniken, welche die Entscheidungsfindungsmöglichkeiten erweitern und verfeinern. Derartige Analysemethoden werden derzeit in vielen Segmenten (wie beispielsweise dem Verkaufs-, Produktentwicklungs-, Preisbildungs- und Versicherungsbereich, aber auch, wenn es um Wege hin zu einer optimalen Kundenerfahrung geht) von den innovativsten Banken entwickelt.
- Die Digitalisierung schafft Werte, indem sie vollautomatisierte Abwicklungsmöglichkeiten hervorbringt, d. h. eine ganze Reihe repetitiver Prozesse mit geringem Risiko und Werteinsatz automatisiert und digitalisiert. Verfahrens-Apps steigern beispielsweise die Produktivität und erleichtern die Einhaltung behördlicher Vorschriften, während Abbildungssysteme und vollautomatisierte Abwicklungsmöglichkeiten zu papierlosen und hocheffizienten Arbeitsabläufen führen.
- Die Digitalisierung ist ein Weg, um Innovationen über Produkte und Geschäftsmodelle hinweg zu fördern. Beispiele hierfür sind unter anderem das soziale Marketing und „Crowdsourcing“, ebenso wie „digital zentrierte“ Unternehmensmodelle.
Notwendigkeit einer ganzheitlichen Veränderung
Die meisten Banken haben die Vorteile der Digitalisierung durchaus erkannt und entwickeln benutzerzentrierte, anwenderfreundliche und zeitsparende Möglichkeiten zur Optimierung der Kundenerfahrung: Dabei nutzen sie Datenkonzepte und fortschrittliche Analysemöglichkeiten zur Umsetzung flexibler Entwicklungsmaßnahmen und schnellerer Verfahren zur Erfahrungssammlung. Was jedoch noch fehlt, ist die organisatorische Ausrichtung und die Bereitschaft zum Einsatz kleiner, funktionsübergreifender Teams, die mithilfe schneller Test- und Optimierungsprogramme zusammenarbeiten. Aufgabe des Top Managements einer Bank ist es, Veränderungsbedarf zu erkennen – dabei ist es unerlässlich, dass er bei der Entwicklung und Umsetzung ganzheitlicher Optimierungsprogramme die Führung übernimmt, um konzertiert die Kultur, das System und das Potenzial seines Unternehmen zu verbessern.
Parallel dazu hat der Kampf um die besten Spezialisten der digitalen Welt bereits begonnen, und die Banken sind in einer guten Position, um diejenigen Talente in ihr Boot zu holen, auf deren Fähigkeiten sie angewiesen sind; doch die Frage ist: Werden sie sie auch halten können?
Banken und Finanzinstitute müssen bereit sein, sich fundamentalen Veränderungen zu unterziehen. Der Versuch, dieses Zukunftsprojekt durch Flickschusterei oder in isolierten Einzelschritten zum Erfolg zu führen, könnte in der Zukunft zu großen Schwierigkeiten führen. Viele Banken und Kreditgenossenschaften nutzen noch immer veraltete Systeme und Modelle aus den Achtzigerjahren – und es ergibt schließlich keinen Sinn, mängelbehaftete, ineffiziente oder überkommene Prozesse zu automatisieren. Um die Agilität, die Entscheidungseffizienz und die Innovationskraft der Finanztechnologie zu übernehmen, müssen die Banken ihre internen Strukturen und Prozesse neu ausrichten, hin zu einem stärker experimentell geprägten Denken. Um ihre digitalen Talente zu binden und ganzheitliche Veränderungsprogramme zum Erfolg zu führen, muss eine Bank bereit sein, sich in jeder Hinsicht neu aufzustellen.
Digitalisierung ist eine beschwerliche Reise
Das Spektrum dieser Veränderungen zeigt, dass die Digitalisierung uns auf eine beschwerliche und komplexe Reise führt. Dazu wird auch das Regelwerk des Wettbewerbs der Banken untereinander neu geschrieben werden müssen. Wer als Entscheidungsträger hiervor die Augen verschießt, beschädigt unter Umständen sogar Geschäftsbeziehungen, die über Generationen hinweg gewachsen sind. Unternehmenslenker, die diese vielschichtigen strategischen Herausforderungen des digitalen Fortschritts dagegen erfolgreich meistern, können ihr Institut so günstig positionieren, dass es seine Wettbewerbsposition ausbauen und in der Zukunft von einer hochdynamischen und lang anhaltenden Wachstumsentwicklung profitieren wird.
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