Vier Szenarien für Schweizer Retailbanken

Wandel im Kundenverhalten gefährdet Erträge

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Die Markt- und Wettbewerbssituation für Schweizer Retailbanken befindet sich in einem Wandel und die etablierten Akteure müssen reagieren. Ein aktuelles Whitepaper stellt vier Szenarien vor und zeigt Schlussfolgerungen auf.

Aktuelle Trends, Studien und Research über Retail Banking

Das klassische Retail Banking, also das Geschäft mit der Mehrzahl der privaten Kunden, befindet sich in einem tiefgreifenden Prozess der Veränderung. Verändertes Kundenverhalten, intensiver Wettbewerb, die Digitalisierung und andere Faktoren führen zu einer stetigen Verengung der Margen und stellen Banken und Sparkassen zunehmend vor neue Herausforderungen. Studien zu den neuesten Trends und Entwicklungen und wie darauf reagiert werden kann finden Sie im Bank Blog.

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Vor dem Hintergrund sich wandelnder Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden, neuer Interaktionsmodelle, der disruptiven Veränderungen von Wertschöpfungsketten und des raschen technologischen Fortschritts stehen Schweizer Retailbanken vor der Herausforderung, neue Strategien für den Umgang mit den aufkommenden Ökosystemen zu entwickeln und ihre Positionierung darin zu definieren.

Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte hat in verschiedenen Analysen die Zukunft der Schweizer Finanzdienstleistungsbranche über einen Zeitraum von zehn Jahren und darüber hinaus untersucht. Banken sollten sich demnach von der klassischen Strategieplanung verabschieden und viel stärker in Szenarien denken, um langfristig zu überleben. Das Whitepaper enthält eine kritische Beurteilung des aktuellen Geschäftsumfelds Schweizer Retailbanken und stellt vier potenzielle Szenarien zur zukünftigen Entwicklung von Märkten und Ökosystemen vor:

  1. Dominanz der digitalen Multi-Kanal-Hausbank,
  2. Die auf Ökosysteme ausgerichtete Retail Bank,
  3. Der Aufstieg der Plattformen,
  4. Das digitale Kontinuum.

1. Dominanz der digitalen Multi-Kanal-Hausbank

Die heutige Wertschöpfungskette des Retail Banking wird weitgehend integriert erhalten bleiben. Retail Banken werden weiterhin die Kontrolle über die wichtigsten Berührungspunkte mit ihren Endkunden behalten und als Hauptanbieter von Finanzprodukten agieren.

Die digitalen Kanäle der Retail Banken werden weiterhin die Hauptinteraktionspunkte sein, aber Endkunden werden gelegentlich die Offline-Kanäle der Banken nutzen.

Im Vergleich zum heutigen Geschäftsmodell wird es keine grundlegende Änderung geben, und die schrittweisen digitalen Anstrengungen der Banken werden ausreichen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

2. Die auf Ökosysteme ausgerichtete Retail Bank

Die Wertschöpfungskette im Retail Banking zerfällt und wird in breitere Wertschöpfungsketten integriert. Einzelne Kerndienstleistungen des Retail Banking verlieren an Bedeutung, da alles im Kontext von Endkunden-Use Cases stattfindet und digitale Ökosysteme die neue Normalität definieren.

Obwohl Banken das Recht und die erforderlichen Kompetenzen haben mögen, um weiterhin die Endkundenbeziehung zu steuern und das gesamte Ökosystem zu gestalten, ist es Ansicht der Autoren nach wahrscheinlicher, dass Retailbanken in den meisten Ökosystemen nur noch als Anbieter von Bankprodukten und ‑infrastruktur auftreten.

3. Der Aufstieg der Plattformen

In Zukunft werden große Plattformanbieter die Endkundenbeziehung dominieren, da sie sich von ihrer ursprünglichen Rolle als reine Vergleichsdienstleister hin zu digitalen Plattformen entwickeln. Diese Plattformen werden die wichtigsten Verkaufs-, Vertriebs- und Beratungskanäle für Bankprodukte sein.

Im Gegensatz dazu werden sich traditionelle Retailbanken darauf konzentrieren, wettbewerbsfähige Produktlösungen anzubieten und effiziente Mid- und Backoffice-Infrastrukturen bereitzustellen, während der Kostendruck ständig zunimmt. Die Entwicklung von differenzierenden Merkmalen ohne die Kontrolle über die Endkundenbeziehung wird nahezu unmöglich sein.

4. Das digitale Kontinuum

Im Retail Banking sind Wertschöpfungskette und Endkundenbeziehung im Fluss und von einer starken Disintermediation geprägt. Die vollumfängliche Digitalisierung des Retail Bankings konzentriert sich auf Kundenkomfort und die umfassende Personalisierung des Leistungsangebots.

Endkunden treffen ihre Entscheidungen zunehmend mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Predictive Analytics, basierend auf Echtzeit-Finanzdaten. Die finanziellen Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Endkunden werden transparenter denn je. Digital wird zum Standardkanal für jegliche Interaktion, auch wenn die Berührungspunkte abnehmen, da viele Bankdienstleistungen zunehmend unsichtbar werden.

Schweizer Banken vor strategischen Entscheidungen

Schweizer Retail Banken stehen vor weitreichenden strategischen Entscheidungen im Hinblick auf die dargestellten Szenarien und ihre zukünftige Rolle. Eine Option ist die Entwicklung neuer Produkte oder die Pflege von Vertriebskanälen und Endkundenbeziehungen, oder aber auch eine Kombination aus beiden Ansätzen.

Zusätzlich müssen sich diese Banken innerhalb eines breiteren Ökosystems positionieren. Sie sollten daher überlegen, ob sie in Open Banking investieren, Modelle wie Banking as a Service (BaaS) oder Banking as a Platform (BaaP) umsetzen oder eine duale Plattformstrategie verfolgen möchten.

Des Weiteren ist es wichtig, wie Schweizer Retail Banken Elemente des traditionellen Bankings mit dem breiteren Ökosystem vereinen können. Sie könnten eine neue Plattform einführen oder ihre bestehende Plattform anpassen und modernisieren.

Die Studie „Die Schweizer Finanzdienstleistungsbranche im Jahr 2030“ können Sie hier direkt herunterladen.


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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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