Während die Erträge der Vermögenden im Private Banking steigen, haben die der Banken abgenommen. Vier Trends kennzeichnen die Herausforderungen der nächsten Jahre.
Die Rahmenbedingungen für das Geschäft der Banken und Sparkassen mir vermögenden Privatkunden (Private Banking und Wealth Management) werden schwieriger. Die Unternehmensberatung McKinsey & Company hat fast 200 Banken in Europa, Nordamerika, Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen befragt.
Weltweite Verschiebung der Gewichte im Private Banking
Weltweit ist eine Verschiebung der Gewichte im Private Banking zu beobachten. Das Vermögen der wohlhabenden Kundenschicht (High Net Worth Indiviuals, HNWI) ist in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent auf zuletzt umgerechnet 53 Billionen Euro gestiegen. Dabei sind aber deutliche Unterschiede im Wachstum zu verzeichnen: Ein Drittel des Zuwachses stammt aus Asien. Dort stieg das Vermögen um 13,4 Prozent jährlich im Vergleich zu 5,8 Prozent in Nordamerika und nur 2,8 Prozent in Westeuropa.
Assets under Management in Deutschland gestiegen
Die im Private Banking verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) sind 2015 in Deutschland um neun Prozent und in Europa insgesamt um sieben Prozent gestiegen. Dazu trug die positive Entwicklung an den Kapitalmärkten bei: In Deutschland kamen fünf Prozent-Punkte der Aufwärtsbewegung von Kursgewinnen, nur vier Prozent-Punkte durch zusätzlich angelegte Kundengelder (Nettomittelzuflüsse). In Europa stammten drei Prozent-Punkte der insgesamt sieben Prozent aus Kursgewinnen und vier Prozent-Punkte aus Mittelzuflüssen.
Die deutschen Anleger erzielten im Vergleich zu den Kunden im restlichen Europa höhere Erträge, da sie mehr Mut zum Risiko zeigten. 33 Prozent der AuM stecken hierzulande in Aktien gegenüber 29 Prozent in Europa; die Barbestände sind gleichzeitig mit 26 statt 31 Prozent Anteil in Deutschland geringer. Ein Fünftel der verwalteten Vermögen in Deutschland sind in festverzinsliche Papiere angelegt.
Tiefgreifende Marktveränderungen im Private Banking
Angesichts schrumpfender Umsatzmargen, eine verschärfte Regulierung, die Digitalisierung und die steigenden Ansprüche der Kunden stellen die Banken vor schwerwiegende Herausforderungen. Ihnen bleibt daher nicht viel Zeit, sich auf die schon heute absehbaren Veränderungen einzustellen.
Die Autoren der Studie benennen vier grundlegende Trends:
- Kunden nehmen die Vermögensverwaltung zunehmend selbst in die Hand. Gebühren und Kosten sind heute transparenter denn je. Dies zwingt die Banken, ihre Leistungsversprechen sehr klar und deutlich zu machen und sich am Markt stärker als bisher zu differenzieren.
- Kunden setzen zunehmend auf digitale Angebote. Auch im gehobenen Segment sind Online- und Multikanal-Angebote salonfähig geworden. Die Anbieter müssen ansprechende Konzepte hierfür bereithalten.
- Die Kosten bleiben unter Druck. Regulatorische Vorschriften, Wettbewerb und steigende Kundenansprüche erzwingen eine schlanke und agile Struktur. Eines der wichtigsten Themen der Branche ist daher eine deutliche Verschlankung der Kostenbasis.
- Private Banking erfordert neue Talente. Anspruchsvollere und digitalaffine Kunden auf der einen Seite und neue Formate und Produkte auf der anderen verändern die Rollen der Mitarbeiter im Private Banking. Die richtigen Mitarbeiter für das Banking von morgen zu gewinnen, gehört damit zu den Kernaufgaben.
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