Eine Krise hat immer auch ein Ende, auf das man sich genauso vorbereiten sollte, wie auf die Krise selbst. In einem Whitepaper werden vier Zukunftsszenarien skizziert, wie der Coronavirus Gesellschaft und Wirtschaft verändern könnte.
Die Corona-Krise ist eine Krise ungeahnten Ausmaßes und in ihrer Entwicklung wohl das eindrücklichste Beispiel für die Welt, in der wir augenblicklich leben. Zunehmende Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit (VUCA: volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) haben Wirtschaft und Gesellschaft erfasst und der Umgang damit stellt uns alle vor neue Herausforderungen.
Sicher ist, auch diese Krise wird vorübergehen und es gilt, einerseits die Lehren aus ihr zu ziehen und andererseits, sich rechtzeitig auf die Post-Corona-Zeit vorzubereiten. Das Zukunftsinstitut hat dazu in einem aktuellen Whitepaper vier mögliche Szenarien zu den Post-Corona-Effekten auf Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt.
Vier Szenarien für die Post-Corona-Zeit
Der konkrete weitere Verlauf der Corona-Krise selbst ist derzeit nicht absehbar. Für die Folgen der Pandemie lassen sich jedoch mit den Methoden und Werkzeugen der Trend- und Zukunftsforschung die möglichen Folgen abschätzen. Die folgenden vier Szenarien beschreiben, wie unsere Zukunft nach Sars-CoV-2 mittelfristig aussehen könnte.
- Szenario 1: Die totale Isolation,
- Szenario 2: System-Crash,
- Szenario 3: Neo-Tribes sowie
- Szenario 4: Adaption.
Szenario 1: Die totale Isolation
Der Shutdown ist zur Normalität geworden. Es ist normal, beim Betreten öffentlicher Verkehrsmittel den Chip im Handgelenk zu scannen oder sich vor dem ersten Date gegenseitig die Gesundheitsdaten zu schicken. Bei der Ausreise brauchen wir eine Genehmigung. Für Länder außerhalb der EU muss sogar ein langwieriges Visumverfahren durchlaufen werden. Handelsabkommen einzelner Staaten untereinander gewährleisten die Grundversorgung, aber nicht mehr. Wir leben gerne in der totalen Isolation.
Szenario 2: System-Crash
Das Virus hat die Welt ins Taumeln gebracht, und sie kommt nicht mehr heraus. Die Fokussierung auf nationale Interessen hat das Vertrauen in die globale Zusammenarbeit massiv erschüttert. Jede Nation ist sich selbst die Nächste.
Die Sorge vor einer erneuten Pandemie macht jede noch so kleine lokale Verbreitung eines Virus zum Auslöser drastischer Maßnahmen, von Grenzschließungen bis zum Kampf um Klopapier und medizinische Geräte. An die internationale Zusammenarbeit glaubt kaum noch jemand. So wankt die Welt nervös in die Zukunft.
Szenario 3: Neo-Tribes
Nach der Corona-Krise hat sich die globalisierte Gesellschaft wieder stärker zurück zu lokalen Strukturen entwickelt. Es wird mehr Wert denn je auf regionale Erzeugnisse gelegt. Die Kartoffel vom Bauern nebenan ist die neue Avocado, an Poke Bowls im Szene-Lokal denkt niemand mehr.
Die Rückbesinnung auf Familie und Haus und Hof hat Einzug gehalten. Kleine Gemeinschaften entstehen neu und verfestigen sich – immer in vorsichtiger Abgrenzung zu „den anderen“. Nachhaltigkeit und Wir-Kultur sind wichtige Werte, die jedoch nur lokal gedacht werden, nicht global.
Szenario 4: Adaption
Die Welt lernt und geht gestärkt aus der Krise hervor. Wir passen uns besser den Gegebenheiten an und sind flexibler im Umgang mit Veränderung. Die Weltwirtschaft wächst zwar weiter, aber deutlich langsamer, mancherorts zeigt sich bereits Stagnation. Unternehmen in solchen Umfeldern brauchen neue Geschäftsmodelle und müssen unabhängiger vom Wachstum werden.
Damit stellt sich automatisch die Sinnfrage nach dem Zweck des Wirtschaftens: Immer mehr Profit? Oder vielleicht doch bessere, sozial und ökologisch vorteilhaftere Problemlösungen für Kunden und andere Stakeholder?
Eines ist klar: Das gemeinsame Überstehen der Krise verhilft zu einem neuen, achtsamen Umgang miteinander.
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