Open Banking ist noch nicht ausgereift, da kommt bereits die nächste Phase der Innovation auf die Finanzdienstleistungsbranche zu. Open X erfordert eine deutlich engere Zusammenarbeit und Spezialisierung auf die jeweilige Stärke der Kooperationspartner.
Während FinTechs damit kämpfen, ihr Geschäft zu skalieren und viele Banken immer noch bei der Zusammenarbeit mit FinTechs zögern, gilt Open Banking vielen in der Finanzdienstleistungsbranche als Transformationsziel. Eine aktuelle Studie von Capgemini und Efma zeigt, dass dies nur der Beginn einer grundlegenden Weiterentwicklung zu integrierten Marktplätzen sein könnte, die sowohl Finanzdienstleistungen, als auch Services jeglicher Art anbieten.
Die Autoren nennen diese Entwicklung „Open X“ und skizzieren ein Ökosystem jenseits des reinen Bankings, in dem Partner wesentlich intensiver zusammenarbeiten werden.
Open X: Zusammenarbeit und Spezialisierung
Bei Open X handele es sich um eine effektivere, strukturiertere Form der Zusammenarbeit, ermöglicht durch die Standardisierung der Anwendungsprogrammschnittstellen (Application Program Interface / API) und durch gemeinsame Erkenntnisse aus Kundendaten. Ein so entstehender integrierter Marktplatz schaffe spezialisierte Rollen für jeden Akteur und ermögliche einen nahtlosen Austausch von Daten und Dienstleistungen. Damit ließe sich die Kundenzufriedenheit steigern und die Produktinnovation beschleunigen.
Open X erfordere allerdings eine deutlich engere Zusammenarbeit und Spezialisierung auf die jeweilige Stärke der Kooperationspartner. Banken und andere Akteure des Finanzdienstleistungssektors müssten daher ihre Geschäftsmodelle entsprechend weiterentwickeln.
Vier grundlegende Veränderungen durch Open X
Das Aufkommen von Open X wird der Studie zufolge von vier grundlegenden Veränderungen angetrieben:
- einem Umschwenken vom Fokus auf Produkte hin zum Fokus auf das Kundenerlebnis,
- der Entwicklung von Daten zur entscheidenden Ressource,
- der Abwendung von einer proprietären Betrachtung des Kunden und seiner Daten, hin zur gemeinsamen Nutzung dieser Informationen und
- ein häufigeres Eingehen von Innovationspartnerschaften anstatt eigene Lösungen zu entwickeln.
Open X werde die Finanzdienstleistungsbranche zu gemeinsamen Ökosystemen und geteilten Marktplätzen führen, in denen Produkte und Dienstleistungen neu gebündelt werden. Dafür müssen sowohl Banken als auch FinTechs und andere Partner ihre Strategien für Innovation und Kundenbetreuung neu bewerten.
APIs sind die Tore zu Open X
APIs ermöglichen Dritten, in einer kontrollierten Umgebung auf Banksysteme und -daten zuzugreifen. Sie werden als Katalysatoren zur Entstehung des Open-X-Marktplatzes beitragen. Während Kundendaten in der Branche bereits weitgehend geteilt und genutzt werden, sind standardisierte APIs nicht selbstverständlich. Die Anforderungen und Regularien sind komplex, doch Standardisierung wird helfen, Betrug zu reduzieren, die Kompatibilität zu verbessern, die Markteinführung zu beschleunigen und die Skalierbarkeit zu erleichtern.
Derzeit würden vor allem zwei potenzielle Monetarisierungsmodelle für APIs gerpüft:
- Revenue Sharing, was 60 Prozent der Banken und 70 Prozent der FinTechs für machbar halten, und
- API-Zugangsgebühren, die 46 Prozent der Banken und 55 Prozent der FinTechs unterstützen.
Allerdings sieht sich nur etwa ein Drittel der Führungskräfte von Banken derzeit in der Lage, APIs zu monetarisieren.
Bedenken zu Datenschutz, Sicherheit und Zusammenarbeit
Zwar sehen Banken und FinTechs die Bedeutung einer Zusammenarbeit, doch noch sind vielfältige Bedenken zu Privatsphäre und Sicherheit vorhanden. Auf die Frage, was sie bei Open Banking beunruhigt, antwortete eine große Mehrheit der Banken: Datensicherheit (76 Prozent), Kundendiskretion (76 Prozent) und Kontrollverlust über Kundendaten (63 Prozent). FinTechs waren zwar optimistischer bezüglich Open Banking, aber auch von ihnen äußerten sich 50 Prozent besorgt über Sicherheit und Datenschutz und 38 Prozent über einen Kontrollverlust bei Kundendaten.
Auf die Frage nach Hindernissen für eine effektive Zusammenarbeit wiesen 66 Prozent der Banken und 70 Prozent der FinTechs auf Unterschiede in der Unternehmenskultur und Mentalität hin; 52 Prozent der Banken und 70 Prozent der FinTechs nannten Prozessbarrieren und 54 Prozent der Banken sowie 60 Prozent der FinTechs einen Mangel an langfristigen Visionen und Zielen. Nur 26 Prozent der Führungskräfte von Banken und 43 Prozent der FinTech-Führungskräfte gaben an, den richtigen Open-Banking-Kooperationspartner bereits gefunden zu haben.
Die Antworten deuten darauf hin, dass viele Banken und FinTechs auf Open Banking weiterhin schlecht vorbereitet sind und damit erst recht auf die gestiegenen Anforderungen an den Datenaustausch und die Integration, die Open X mit sich bringen wird.
Rollen für Open-X-Teilnehmer
Innerhalb des Open-X-Marktplatzes sollten die Banken zunächst ihr integriertes, traditionelles Modell optimieren und sich dann auf Bereiche spezialisieren, in denen sie besondere Stärken haben. Die Studie identifiziert drei strategische Rollen, die sich voraussichtlich als Teil von Open X entwickeln werden:
- Anbieter werden Produkte und Dienstleistungen entwickeln.
- Aggregatoren werden Produkte und Dienstleistungen auf dem Markt sammeln, sie über eigene Kanäle vertreiben und Kundenbeziehungen pflegen.
- Orchestratoren werden als Koordinatoren des Marktes die Interaktion der Partner ermöglichen.
Der Studie zufolge wird ein Ökosystem aus Spezialisten Vorteile gegenüber integrierten Unternehmen haben und beispielsweise eine schnellere Time-to-Market erreichen sowie den individuellen Anforderungen der Kunden besser gerecht werden.
Infografik: Von Open Banking zu Open X
Die folgende Infografik stellt einige Ergebnisse der Studie vor und zeigt, wie Banken, Sparkassen und FinTechs auf die Veränderungen in der Finanzbranche durch die Entwicklung von Open Banking zu Open X reagieren sollten:
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