Banken und Vermögensverwalter stehen vor schweren Zeiten. Handelskonflikte, Brexit und steigende Zinsen vermindern weltweit das Wachstum der privaten Vermögen und die Institute sehen sich zunehmender Bedrohung durch Cyberattacken ausgesetzt.
Das weltweite Privatvermögen ist von 2017 auf 2018 kaum gewachsen. Bereinigt um Währungseffekte stieg es um 1,6 Prozent auf 205,9 Billionen US-Dollar an. Von 2016 auf 2017 hatte das Wachstum noch bei 7,5 Prozent gelegen, wie eine Studie der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) zeigt.
Angetrieben durch internationale Handelskonflikte, den Brexit und steigende Zinsen war 2018 das schlechteste Börsenjahr seit der Finanzkrise. Dies habe sich erheblich auf die privaten Finanzvermögen und damit auf die Rentabilität der Banken und Vermögensverwalter ausgewirkt.
Finanzvermögen der Deutschen nur gering gestiegen
Auch das Finanzvermögen der Deutschen ist von 2017 auf 2018 nur geringfügig angestiegen, nämlich währungsbereinigt um 1,9 Prozent auf 7,5 Billionen US-Dollar. Von 2016 auf 2017 war es noch um 4,9 Prozent gewachsen.
Im weltweiten Vergleich des Gesamtvermögens liegt Deutschland wie zuvor auf dem fünften Platz. Angeführt wird die Liste von den USA mit 85,3 Billionen US-Dollar, gefolgt von China (21,0 Billionen US-Dollar), Japan (16,3 Billionen US-Dollar) und Großbritannien (8,9 Billionen US-Dollar).
Bis 2023 prognostiziert BCG weltweit ein Wachstum von 5,7 Prozent, in Deutschland von 4,6 Prozent pro Jahr. Das globale Privatvermögen würde dann bei 272 Billionen US-Dollar liegen.
Anleger in Deutschland sparen überdurchschnittlich
Die Deutschen legen weiterhin eher konservativ an. Das zeigt sich im überdurchschnittlich großen Vermögensanteil an Bargeld und Spareinlagen. Dieser legte von zuletzt 39 Prozent auf 41 Prozent zu, während der Anteil an Aktien und Fonds von 21 auf 19 Prozent zurückfiel. Bis 2023 könnte der Vermögensanteil in Bargeld und Spareinlagen hierzulande sogar auf 43 Prozent ansteigen.
Zum Vergleich: Weltweit liegen aktuell 28 Prozent des Vermögens in Spareinlagen oder Bargeld sowie 35 Prozent in Aktien und Fonds.
Immer mehr Millionäre weltweit
Wie im Vorjahr halten die Regionen Nordamerika und Westeuropa zusammen 65 Prozent des globalen Vermögens. Jedoch kann Asien aufholen und besitzt mittlerweile 26 Prozent des weltweiten Vermögens. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als Westeuropa.
Weltweit stieg die Zahl der Millionäre gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Prozent auf 22,1 Millionen im Jahr 2018. Nach wie vor besitzen sie etwa die Hälfte des weltweiten Vermögens. Zwei Drittel der Millionäre weltweit leben in den USA (14,7 Millionen). Dahinter folgen mit den meisten Millionären China (1,3 Millionen), Japan (1,1 Millionen) und die Schweiz (0,5 Millionen). Letztere überholt im Ranking Großbritannien (0,4 Millionen), das sich den fünften Platz teilt mit Deutschland, Frankreich, Italien und Kanada.
Vermögensverwalter durch Cyberattacken bedroht
Banken und Vermögensverwalter sehen sich einer zunehmenden Bedrohung durch Cyberattacken ausgesetzt. Der Umgang mit Cyberangriffen und deren Folgen verursacht für Banken und Vermögensverwalter höhere Kosten als für jeden anderen Sektor.
Trotz dieser unmittelbaren Bedrohung sind viele Finanzinstitute nicht ausreichend gerüstet, um effektiv auf diese Angriffe zu reagieren. Sie müssten noch besser darin werden, vertrauliche Kundeninformationen zu schützen, Datendiebstahl abzuwehren, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und sensible Zahlungen vor externen Angreifern zu verteidigen.
Die Autoren raten Vermögensverwaltern zu einem vierstufigen Vorgehen, um die Cybersicherheit zu erhöhen:
- Durchführung eines strengen „Cybersecurity-Assessments“, um mögliche Schwachstellen zu identifizieren.
- Entwicklung eines risikobasierten Strategieplans für die Erhöhung Cybersicherheit.
- Anpassung des daraus resultierenden Betriebsmodells an Strategie, Governance, Risikomanagement und Kultur des Unternehmens.
- Ausbau der operativen Kapazitäten ausbauen und Nutzung der Vorteile künstlicher Intelligenz für die Cybersicherheit.
Neuordnung des Geschäftsmodells in der Vermögensverwaltung
Der Markt für Vermögensverwalter wird nicht einfacher. Insbesondere die Digitalisierung wird zur Herausforderung. Die Institute müssten jetzt die richtigen Schritte einleiten, indem sie Produktinnovationen beschleunigen, individualisierte Angebote entwickeln und hybride Geschäftsmodelle einsetzen, die digitale und menschliche Fähigkeiten kombinieren. Nur so könnten sie verhindern, dass die Kluft zwischen ihnen und Wettbewerbern, die ihr Geschäftsmodell bereits digitalisiert haben, immer größer wird.
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