Robo Advice ist ein anschauliches Beispiel, wie die Digitalisierung bestehende Finanzangebote verändert. Neue Analysen zeigen, dass das Wachstum schneller verläuft als noch vor kurzem erwartet.
Robo Advice ist ein Trend, Geld- und Vermögensanlagen oder sogar ganze Vermögensverwaltungen zu digitalisieren. Mit Matthias Hübner, Partner und Experte für Asset Management bei Oliver Wyman, habe ich Anfang des Jahres dazu ein Interview geführt, in dem wir über die Potentiale und Erfolgsfaktoren für Robo Advice im deutschen Markt und die Rolle der Banken gesprochen haben. Kernaussagen waren unter anderem, dass ein beachtliches Marktpotential bestehe und bis Ende 2017 nahezu alle Banken, Asset Manager oder Versicherungen über entsprechende Lösungen in ihrem Sortiment verfügen werden.
Robo Advice Volumen übertrifft Erwartungen
„Wenn der Wachstumstrend sich so fortsetzt, könnte noch vor Jahresende die Schallmauer von einer Milliarde Euro verwaltetem Vermögen durchbrochen werden.“
Matthias Hübner, Oliver Wyman
Nun hat Oliver Wyman seine damalige Marktanalyse aktualisiert und stellt fest, dass die Erwartungen in Bezug auf Wachstum und Bedeutung von Robo Advice deutlich nach oben anzupassen sind. Betrug die Schätzung der Assets under Management, die Robo Advisor verwalten damals noch 500 Mrd. US-Dollar bis 2020 so wird nun ein Wachstum auf rund 1 Bio. US-Dollar bis 2021 erwartet.
Und auch für Deutschland wurde die Prognose deutlich angehoben: Von 22 Mrd. US Dollar bis 2020 auf 42 Mrd. US Dollar bis 2021.
Banken pushen Robo Advice
Hierzulande wird das Wachstum von Robo Advice vor allem durch den Markteintritt der führenden Banken befeuert, die mit eigenen Angeboten an den Start gehen. Aber auch die großen Asset Manager und Versicherer haben das Geschäft für sich entdeckt. Neben den Privatkunden als klassischer Zielgruppe werden auch Arbeitgeber als Multiplikatoren für den Vertrieb von Mitarbeiter-Finanzprodukten an Bedeutung gewinnen. Zudem bietet die Verwaltung institutioneller Gelder mit Hilfe von digitalen Lösungen mittelfristig großes Potential.
PSD2 bietet Chancen auch für Robo Advice
Mit der Einführung von PSD2 wird eine stärkere Verzahnung der verschiedenen Finanzprodukte erwartet, die ein Kunde nutzt. Damit bietet sich auch die Chance, Robo Advisor stärker in das Finanzmanagement der Kunden zu integrieren, zum Beispiel durch eine direkte Verbindung mit dem Girokonto oder anderen Sparprodukten.
Gebremst wird das Wachstum allerdings durch eine unverändert starke Zurückhaltung der Deutschen, wenn es um die Nutzung digitaler Angebote allgemein und Risiken bei der Finanzanlage im Speziellen geht. Auch stehe der Beweis noch aus, dass Robo Advisor verglichen mit traditionellen Portfoliomanagern auch bei fallenden Kursen die besseren Vermögensverwalter sind.