Gerade Führungskräfte bleiben nicht davon verschont, sich ganz persönlich mit den Themen „Wandel“ und „Veränderung“ auseinanderzusetzen. Was gehört dazu, um ein Change Leader zu sein? Welche Herausforderungen und welche Unterschiede gibt es?
Zeiten des Wandels
Neulich hörte ich ein hochrangige Führungspersönlichkeit sagen: „Mehr denn je leben wir in Zeiten des Wandels. Unsere Organisation wird sich auf die Tatsache einstellen müssen, dass das was einmal war, verschwindet. Wir müssen uns anpassen und neu erfinden oder wir werden verdrängt werden und andere werden unseren Platz einnehmen.“
Es stimmt, wir leben in Zeiten des Wandels. Aber stehen wir wirklich vor größeren Veränderungen als jemals zuvor? Ist das wahr? Viele von uns glauben dies gern. Ja, Globalisierung, Aufstieg der BRIC-Staaten und anderer Schwellenländern, technologische Innovationen, Social Media, um nur einige Veränderungen zu benennen, sie alle haben einen starken Einfluss auf Organisationen und Gesellschaften. Und ja, auch Unternehmen stehen vor einer Vielzahl von Veränderungen. Und ja, diese Veränderungen können Unsicherheit, zeitweiliges Chaos und Zerstörung nach sich ziehen. Aber ist die Situation wirklich „schlechter“ als jemals zuvor?
Bob Dylan: The Times They Are A Changin‘
Kontinuierlicher Wandel
In der Tat, Veränderung herrscht überall um uns herum. Es gab sie immer und wird sie immer geben. Unser Leben, ja das ganze Universum besteht durch die Gnade des stetigen Wandels. Wir alle wissen das, weil wir es jeden Tag erleben. Kein Tag gleicht dem anderen. Unser Körper verändert sich laufend. Das Wetter verändert sich ständig. Pflanzen und Bäume, Felsen, Flüsse und Meere ändern sich. Unsere Beziehungen, Freunde, Kollegen, Kunden, Lieferanten, sie alle ändern sich. Wir leben täglich mit der Veränderung und wir sind eigentlich extrem leistungsfähig in diesem alltäglichen Umgang mit ihr.
Herausforderung für das Management
Warum also haben oft gerade Führungskräfte Schwierigkeiten im Umgang mit Veränderungen? Warum empfinden Führungskräfte die aktuellen Veränderungen im Vergleich zu früher als komplexer? Ein großer Teil der Antwort darauf findet sich in der Tatsache, dass die technologische Entwicklung in der Welt ein exponentielles Wachstum aufweist. Im Verlauf des Lebens unserer Großeltern gab es eine große technische Evolution, im Verlauf unseres Lebens eine größere und in dem unserer Kinder verläuft die Entwicklungskurve noch steiler. Die Auswirkungen dieses technologischen Fortschritts, seine Folgen und seine Möglichkeiten sind enorm. Die Veränderungsgeschwindigkeit hat zugenommen und die Zeit für Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter zu reagieren und sich anpassen, scheint kürzer und kürzer zu werden.
Innere Einstellung muss stimmen
Im wesentliches bestimmt unsere mentale Einstellung, ob wir Veränderungsprozesse als eine schmerzhafte Belastung oder als eine herausfordernde Lernerfahrung empfinden. Die Veränderung selbst ist nicht komplexer geworden, aber die durchschnittlich verfügbare Zeit, sich auf die Veränderung einzustellen, hat abgenommen.
In den vergangenen Jahrzehnten konnten organisatorische Veränderungen in zeitlich abgegrenzte Projekte eingebunden werden. Man betrachtete das Ganze als zeitlich befristete Aufgabe, setzte sie um und ging danach wieder seiner normalen Geschäftsroutine nach. Heute scheint das immer weniger möglich. Veränderungen sind zu einem strukturellen Bestandteil der unternehmerischen Realität geworden und werden es auch bleiben. Die Herausforderung für Führungskräfte ist es, diese neue mentale Einstellung erst einmal selbst zu übernehmen, bevor sie andere erfolgreich durch die Veränderungen führen können. Nicht nur, indem sie darüber reden, sondern auch durch ihre Handlungen. Je mehr sie eine Kultur unterstützen, in der Veränderung als etwas kontinuierliches begriffen wird (und in die Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Wachsamkeit, proaktives Verhalten und Innovation eingebettet sind), desto eher sind ihre Teams in der Lage Veränderungen anzunehmen und erfolgreich zu bewältigen. Es beginnt mit der Einstellung im Kopf des Vorgesetzten.
Zwei Arten von Führungskräften
Betrachten wir es mal Schwarz-Weiß: Es gibt zwei Arten von Vorgesetzten: die einen, die Veränderungen als eine kontinuierliche Lernerfahrung begreifen und die anderen, die, die dies (noch) nicht tun. Und in diesen beiden Grundeinstellungen spiegelt sich auch der Erfolg ihrer Mitarbeiter wider. Es lassen sich (bewusst vereinfacht) folgende zwei Typen von Vorgesetzten identifizieren:
- Diejenigen, die Veränderungen als etwas Kontinuierliches annehmen vs. denjenigen, die es als eine einmalige Aufgabe betrachten.
- Diejenigen, die ihren Erfolg als etwas Vorübergehendes sehen vs. denjenigen, die ständig darum kämpfen, ihn zu erhalten.
- Diejenigen, die glauben, alles ist möglich vs. denjenigen, die meinen ihre Zukunft hänge von der Vergangenheit ab.
- Diejenigen, die Veränderungen zulassen vs. denjenigen, die sich hinter Arbeitsanweisungen verstecken, um jeden im Griff zu behalten.
- Diejenigen, die das Leben als permanente und andauernde Lernerfahrung sehen vs. denjenigen, die meinen ihr „Ziel“ erreicht zu haben und sich nicht mehr bewegen wollen.
- Diejenigen, die ihre Teams wach und aufmerksam halten für Veränderungen vs. denjenigen, die ihre Teams „einnicken“ lassen.
- Diejenigen, die Widerstand gegen Veränderungen als Impuls für Dialog, Verbesserung und Einsicht sehen vs. denjenigen, die ihn als störend und lästig betrachten.
- Diejenigen, die Energie und persönliche Motivation ausstrahlen vs. denjenigen, die Müdigkeit und negative Emotionen zeigen.
- Diejenigen, die glauben etwas zu gewinnen vs. denjenigen, die Angst davor haben, etwas zu verlieren.
Was bedeutet Veränderung für Sie?
Ein Kommentar
Innovation und Change sind ja zentrale Themen hier im Bank Blog. Gerade Finanzinstitute müssen sich den Herausforderungen durch stetigen Wandel stellen. Der Artikel von Aad Boot liefert einige gute Hinweise zu Ursachen und Zusammenhängen, warum dies nicht immer gelingt.
Im Original erschien er unter dem Titel „Why Change Makes Leaders Nervous”.
Ein herzliches Dankeschön für die Erlaubnis, ihn hier im Bank Blog exklusiv in der deutschen Übersetzung zu publizieren.