In seinem heutigen Gastbeitrag beschreibt Brett King den Wandel der Gewohnheiten im Umgang mit Bankgeschäften. Auch wenn Banken scheinbar still stehen – die Kunden bewegen sich.
Gewohnheiten ändern sich
Ohne bewusst darüber nachzudenken, haben sich im Laufe der Zeit wesentliche Verhaltensweisen der Menschen verändert und ebenso damit einhergehende gewohnheitsmäßige Reaktionen. Wenn heute ein Telefon klingelt, greifen wir in unsere Jacken- oder Handtasche und rennen nicht zum nächsten Gerät auf einem Schreibtisch oder an einer Wand. Wenn wir mit einem Handy, das uns nicht gehört, telefonieren wollen, berühren wir oft instinktiv den Bildschirm, auch wenn es sich nicht um ein Touchscreen-Gerät handelt. Wenn Sie beim Lesen von einem Kindle oder iPad zu einem echten Buch wechseln, sind die Seiten plötzlich frustrierend per Hand zu wenden. Wenn wir ein Foto mit Freunden aufnehmen, greifen wir oft selbst dann zu unserem Handy, wenn wir irgendwo in unserer Tasche eine Kamera stecken haben.
Gewohnheiten bei Bankgeschäften?
Ursprünglich ging es bei Bankgeschäften darum, einen sicheren Ort für die Aufbewahrung des eigenen Vermögens zu finden und in den meisten Fällen ist das immer noch so. Allerdings hatte dieses „Banking“ in seiner Anfangsphase nicht unbedingt mit einer Bank oder mit Geld zu tun. Vielmehr ging es um die Lagerung von Waren oder Wertsachen, die gehandelt wurden und oft wurden sie in Tempeln oder Palästen abgelegt, welches damals die sichersten physischen Standorte waren. Erst im 16. und 17. Jahrhundert entwickelten sich organisierte Banken, vor allem für die Reichen, um deren Vermögenswerte sicher in jenen dunklen Zeiten zu verwahren. Schon damals war das Bankensystem exklusiv. Erst im 20. Jahrhundert sind Banken wirklich populär für die Massen geworden und die Leute begannen, ihre Ersparnisse einer Bank anzuvertrauen.
Seitdem ist Banking zu einem natürlichen Teil des Lebens der meisten Menschen in der entwickelten Welt geworden.
Es dauerte nicht lange, bevor man gewohnheitsmäßig, sein Scheckbuch zückte, um einen größeren Einkauf zu bezahlen. Manche kauften auch per Ratenzahlung ein, aber diese Zahlungsform ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Im Laufe der Zeit haben sich die Gewohnheiten wieder geändert und statt Schecks werden Kredit- oder Debitkarten am Point of Sale genutzt.
Wenn wir Bargeld benötigten, haben wir früher gewohnheitsmäßig nach der nächsten Bankfiliale gesucht, um dort welches abzuheben. Im Laufe der Zeit hat sich das verändert und wir suchten bei Bargeldbedarf den nächstgelegenen Geldautomaten. Der Bargeldvorrat in unserer Brieftasche wurde immer geringer.
Wenn eine Rechnung zu bezahlen war, haben wir früher gewohnheitsmäßig bei einem Postamt eine Überweisung aufgegeben oder später dann einen Überweisungsbeleg ausgefüllt und in einer Bankfiliale abgegeben. Heute führen wir Überweisungen mittels Online Banking oder SB-Terminal aus.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass wir von Banken denken, sie seien langsame und stetige Institutionen, die sich nicht wirklich ändern, unser Verhalten in Bezug auf Geldgeschäfte sich in Wirklichkeit aber seit jeher in einem permanenten Wandel befindet.
Die zukünftigen Gewohnheiten für Bankgeschäfte
Die spannende Frage lautet nun: Wie werden unsere Bankgewohnheiten in zehn Jahren aussehen?
Erstens werden wir beim Wort „Bank“ nicht mehr aus Gewohnheit an einen Ort denken, zu dem wir gehen. Das Konzept der Filiale als Mittelpunkt einer Bankbeziehung hat uns seit über 800 Jahren als zentrales Prinzip des Retail Banking begleitet. In den nächsten Jahren wird dies die deutlichste Verschiebung der Gewohnheiten werden.
Statt auf die Suche nach einem Ort zu gehen, an dem wir unser Geld hinterlegen können, werden wir nach einer vertrauenswürdigen Marke Ausschau halten, welche die notwendige Sicherheit verspricht, ihr unser Geld anzuvertrauen. Ebenso wichtig wird es für eine solche Marke sein, starke und kundenfreundliche Leistungen für die Dinge anzubieten, die wir mit unserem Geld tun wollen. Ein sicherer und vertrauenswürdiger Bankpartner wird jene Bank, die mir Zugriff zu meinem Geld und den damit verbundenen Dienstleistungen verschafft, wann und wo ich sie benötige. Eine Bank aber, die physische Interaktion verlangt oder bevorzugt, wird zunehmend als zu kompliziert, zu langsam und zu schwerfällig und damit als irrelevant für mein tägliches Leben empfunden werden.
In seltenen Fällen wird es für die Minderheit von uns, die komplexe Anlage- oder Kreditstrukturen o.ä. haben, weiterhin notwendig sein, einen physischen Ort aufzusuchen. Dort wollen wir dann aber auch den hochentwickelten Service eines persönlichen Bankers erleben, der unseren Status als besonderer Bankkunde anerkennt. Für die meisten wird dies aber eher eine Nebenerscheinung bleiben und nicht Bestandteil der allgemeinen und alltäglichen Bankgewohnheiten. Im Allgemeinen wird es, selbst für Private Banking Kunden, vor allem um ein effizientes Engagement der Bank gehen.
Bewegen und Bezahlen, sicher und effizient
Wenn es um die tagtägliche Bankbeziehung geht, wird der Schwerpunkt bei der Bewegung unseres Geldes auf Geschwindigkeit und Sicherheit ausgerichtet sein. Schon bald werden wir gewohnheitsmäßig unser Handy zum Bezahlen von Waren und Dienstleistungen am Point-of-Sale verwenden. Wir werden dies nicht nur tun, weil es viel schneller ist als mit Bargeld oder Karte, sondern vor allem, weil uns das Handy auch bei unserem persönlichen Finanzmanagement unterstützen wird: Wir sehen auf ihm den Saldo unserer Einnahmen und Ausgaben, wir sehen, was wir im letzten Monat wofür ausgegeben haben und verstehen im Moment eines Zahlungsvorgangs, wie sich dieser auf unser finanzielles Gleichgewicht auswirkt. Mit Bargeld oder Karte würde dies einen wesentlich höheren Aufwand erfordern.
Die Sicherheit unseres Bargeldes wird ebenfalls ein Hauptgrund für die Umstellung auf digitales Geld sein. Zunehmend werden wir Techniken der Verschlüsselung, ortsgebundener Kennzeichnung, Biometrie und aktiver Identifikationsmethoden kennen lernen, um den Geldfluss zu sichern. Wir werden kein Vertrauen mehr in ein Stück Plastik oder ein Stück Papier haben, das leicht beschädigt oder gestohlen werden könnte und die technologische Entwicklung wird ein „Hacking“ unseres Bargeldes von einem sicheren Gerät deutlich schwerer machen als bei einem konventionellen Zahlungsverkehrsmittel.
An dem Punkt, an dem es einfach nicht mehr sicher ist, die Dinge mit Bargeld und Kunststoff zu tun, werden sich unsere Gewohnheiten schnell ändern, um unsere Finanzen sicher zu halten. Zu sehen, was mit unserem Geld im Laufe der Zeit passiert ist, wird uns ebenfalls zu einer zunehmenden digitalen Verwaltung unseres Geldes motivieren.
Wesentliche Gewohnheiten sind das Herzstück der Veränderung der Bankgeschäfte
Zunächst und vor allem wollen wir, dass unser Geld sicher ist. An zweiter Stelle steht der Nutzen unsers Geldes. Keines dieser beiden Motive veranlasst uns, die physikalischen Elemente des Bank-und Zahlungsverkehr, die wir in den letzten 100 Jahren verwendet haben, weiterhin zu unterstützen. Wir werden „Sicherheit“ mit dem Vertrauen in eine Marke messen und nicht mit Ziegeln und Mörtel von Filialen aufwiegen. Wir werden den „Nutzen“ mit orts- und zeitungebundenem Zugang und der entsprechenden Verfügbarkeit unseres Geldes bewerten, und Bankleistungen dann und dort in Anspruch nehmen, wann und wo wir sie brauchen.
Unsere Gewohnheiten verändern sich rasch. Wir speichern kein Getreide und Gold mehr in Tempeln oder Schlössern. Nur noch in wenigen Teilen der Welt werden Schecks verwendet. Wenn Sie noch immer stark in Filialen und dem physischen Bankgeschäft investiert sind, verstehen Sie die Grundgewohnheiten des Bankgeschäftes nicht.