Die Corona-Pandemie schockte die Weltwirtschaft nur kurzzeitig, die Märkte erholten sich rasch. Eine aktuelle Studie zeigt, dass es später sogar für neue Rekordwerte reichte: Das private Gesamtvermögen stieg 2020 stark an.
Wegen der Corona-Pandemie stand die Weltwirtschaft kurzzeitig unter Schock: Nach Schätzung von Experten gingen zwischen Januar und März 2020 weltweit rund 17,5 Billionen US-Dollar an privatem Gesamtvermögen verloren. Das entspricht einem Rückgang von 4,4 Prozent. Bis Ende Juni war dieser Rückgang größtenteils aufgeholt.
Nun lässt sich sagen: Das private Gesamtvermögen stieg sogar noch an. In einer aktuellen Studie der Credit Suisse verzeichnen die Studienautoren einen Zuwachs von 7,4 Prozent. Dies entspricht einem Sprung von 28,7 Billionen US-Dollar, womit das Gesamtvermögen privater Haushalte nun bei 418,3 Billionen US-Dollar liegt.
Das Gesamtvermögen pro Kopf erreichte mit 79.952 US-Dollar einen Rekordwert – eine Verbesserung um sechs Prozent. Das Vermögen privater Haushalte wuchs über das Jahr hinweg um 28,7 Billionen Euro. Auch der Wohnungsmarkt profitierte: Die Immobilienpreise entwickelten sich nach oben.
Klar ist aber auch: Die Abwertung des US-Dollars von 3,3 Prozentpunkten hatte an dieser Entwicklung ihren Anteil. Bei gleichbleibenden Wechselkursen gegenüber dem Jahr 2019 wäre das Gesamtvermögen um 4,1 Prozent und das Vermögen pro Erwachsenen um 2,7 Prozent gewachsen.
Immobilienmarkt im Aufschwung
Auch der Immobilienmarkt profitierte im vergangenen Jahr. Mitnahmeeffekte aus ungeplanten Ersparnissen, niedrige Zinsen und steigende Immobilienpreise resultierten in der zweiten Hälfte des Jahres in einer Belebung des Marktes. In den meisten Ländern war 2020 ein überdurchschnittlich gutes Jahr für Immobilienbesitzer.
So schnitten die Weltregionen ab
Zwei Kontinente konnten sich über das größte Wachstum privater Vermögen freuen: Nordamerika mit 12,4 Billionen US-Dollar und Europa mit 9,2 Billionen US-Dollar. Auf diese beiden Regionen entfiel der Großteil der Vermögenszuwächse. China profitierte um 4,2 Billionen US-Dollar und der asiatisch-pazifische Raum (ohne China und Indien) um USD 4,7 Billionen US-Dollar.
Indien und Lateinamerika verzeichneten im Jahr 2020 Vermögenseinbuße: Das Gesamtvermögen in Indien sank um 594 Milliarden US-Dollar, was 4,4 Prozent entspricht. Verstärkt wurde diese Abnahme durch Wechselkursabwertungen: Bei festen Wechselkursen hätte der Verlust 2,1 Prozent betragen. Lateinamerika weist mit einem Rückgang von 1,2 Billionen US-Dollar oder 11,4 Prozent die schlechteste Entwicklung auf.
Gesamtverschuldung stieg an
Der Zuwachs im Privatvermögen hat auch eine Schattenseite: Die Gesamtverschuldung der Privathaushalte stieg 2020 um 7,5 Prozent. Wahrscheinlich wäre sie noch deutlich höher ausgefallen, wenn die Haushalte nicht durch die Konsumeinschränkungen zum Sparen gezwungen gewesen wären. Die Gesamtverschuldung stieg in China und Europa merklich an, während sie in Afrika und in Lateinamerika selbst unter Berücksichtigung der Wechselkursabwertung zurückging.
Vermögensniveau abhängig von Portfolio und Einkommen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Wohlstand unterscheiden sich in den einzelnen Bevölkerungsgruppen aufgrund von zwei Hauptfaktoren: Portfoliozusammensetzung und Einkommensschocks. Das Vermögen derjenigen Gruppen, die einen höheren Anteil an Aktien in ihrem Vermögen haben, schnitten tendenziell besser ab. In den meisten Märkten haben Hauseigentümer aufgrund steigender Immobilienpreise Kapitalgewinne erzielt.
Auch die Einkommensschocks unterschieden sich während der Pandemie: In vielen Ländern mit hohem Einkommen wurde der Verlust von Arbeits- oder Unternehmenseinkommen durch Soforthilfe und beschäftigungspolitische Maßnahmen gemildert. In Ländern ohne Einkommenshilfe waren gefährdete Gruppen wie Frauen, Minderheiten und junge Menschen besonders betroffen.
Frauen litten stärker während der Pandemie
Besonders weibliche Arbeitskräfte litten zu Beginn unter der Pandemie. Dies sei den Studienautoren zufolge vor allem so, weil sie vermehrt in starkbetroffenen Branchen tätig seien. Dazu gehören etwa die Gastronomie, Hotellerie, der Einzelhandel und Dienstleistungsberufe. Die Erwerbsbeteiligung ging jedoch bei Männern als auch bei Frauen zurück. Das Ausmaß des Rückgangs war ähnlich, zumindest in den meisten Industrieländern.
Vermögensunterschiede werden größer
Die Vermögensunterschiede haben im Jahr 2020 zugenommen. Die Zahl der Millionäre stieg weltweit um 5,2 Millionen – auf insgesamt 56,1 Millionen. Demzufolge benötigt ein Erwachsener heute mehr als eine Million US-Dollar, um zu den reichsten ein Prozent der Welt zu gehören. Vor einem Jahr waren dafür noch 988.103 US-Dollar nötig.
Somit ist 2020 das Jahr, in dem zum ersten Mal mehr als ein Prozent aller Erwachsenen weltweit Dollar-Millionäre sind. Die Gruppe der sehr vermögenden Personen (UHNWIs) verzeichnete einen Zuwachs von 24 Prozent. Das ist die höchste Steigerungsrate seit 2003.
Seit 2000 ist die Zahl der Personen mit einem Vermögen zwischen 10.000 US-Dollar und 100.000 US-Dollar am stärksten gestiegen. In den folgenden zwanzig Jahren hat sich diese Zahl mehr als verdreifacht – von 507 Millionen auf 1,7 Milliarden (Mitte 2020). Dies erklärt sich auch durch den zunehmenden Wohlstand in den Schwellenländern, insbesondere in China, sowie die wachsende Mittelschicht in den Entwicklungsländern.
Der Ausblick aufs Vermögen
Das globale Vermögen wird den Schätzungen der Experten zufolge in den nächsten fünf Jahren um 39 Prozent zunehmen. Im Jahr 2025 wird es voraussichtlich 583 Billionen US-Dollar erreichen. Auf Länder mit geringen bis mittleren Einkommen entfallen 42 Prozent dieses Anstiegs, obwohl sie nur 33 Prozent des aktuellen Vermögens ausmachen.
Das Vermögen pro Erwachsenem wird vermutlich um rund 31 Prozent steigen und 100.000 US-Dollar überschreiten. Auch die Zahl der Millionäre könnte in den kommenden fünf Jahren auf fast 84 Millionen steigen. Bei den UHNWIs wird ein Zuwachs auf 344.000 US-Dollar prognostiziert.
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