Kürzlich wurde die diesjährige Top-100-Liste der wertvollsten Firmen weltweit veröffentlicht. Für Deutschland kein Grund, zu feiern: Kein deutscher Konzern schaffte es in das Ranking. Europa kommt generell nicht gut weg. Aber das muss nicht so bleiben.

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Paukenschlag im Ranking der wertvollsten Unternehmen der Welt: Waren 2021 noch drei deutsche Unternehmen im Ranking vertreten, schaffte es dieses Jahr erstmals seit 2006 kein deutscher Konzern in die Top 100. Auf der Liste der Unternehmensberatung Ernst & Young schafft es der Software-Anbieter SAP (Börsenwert: 106 Milliarden US-Dollar) auf Rang 113; die Deutsche Telekom (Börsenwert: 98 Milliarden US-Dollar) auf Rang 120. Immerhin: Linde, ein Industriegaskonzern aus deutscher Hand, belegt Platz 74. Er hat seinen Hauptsitz seit einer Fusion allerdings in Irland und zählt deswegen nicht als deutscher Betrieb.

Kursrutsch drückt die Marktkapitalisierung

An der „Weltbörse“ gab es in letzter Zeit aber ohnehin nicht viel zu lachen: Der Kursrutsch hat die Marktkapitalisierung der hundert teuersten Unternehmen der Welt im ersten Halbjahr 2022 auf 6,1 Billionen US-Dollar gedrückt. Ein Rückgang um 17 Prozent. Besonders betroffen waren Technologiekonzerne. Ihr Börsenwert brach um 28 Prozent ein.

Die Renaissance des Energie-Sektors?

Die Energiepreise haben ein neues Rekordniveau erreicht. Ein drohender Gasmangel entpuppt sich als fundamentale Bedrohung für viele große Volkswirtschaften, darunter Deutschland. Die einzige Branche, die zulegen konnte, ist demzufolge der Energiesektor: Die Öl- und Gasunternehmen, die sich unter den Top 100 platzieren konnten, haben ihren Börsenwert um 19 Prozent gesteigert. Der Erdölkonzern Saudi Aramco ist mit einem Börsenwert von 2,3 Billionen US-Dollar sogar das teuerste Unternehmen der Welt.

Dabei schien es, als sei die große Zeit der Öl-Multis vorbei. Ende 2011 waren noch vier Ölkonzerne unter den Top 10. Das teuerste Unternehmen der Welt hieß damals Exxon. Seitdem verschoben sich die Gewichte zugunsten der Tech-Branche verschoben: Die Zahl der Energiekonzerne, die sich unter den Top 100 platzieren konnten, sank binnen zehn Jahren von 20 (Ende 2011) auf fünf (Ende 2021). Im ersten Halbjahr 2022 stiegen sie leicht auf sieben.

Die Top 100 liegt fest im Griff der USA – Europa fällt ab

An der Dominanz der US-Konzerne hat sich dagegen wenig geändert: Die Zahl der US-amerikanischen Unternehmen, die sich zur Jahresmitte unter den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt platzieren konnten, liegt bei 60. Ein halbes Jahr zuvor waren es 61. Neben Apple konnten sich acht weitere US-Konzerne in den Top 10 festsetzen: Microsoft, die Google-Muttergesellschaft Alphabet, Amazon, Tesla, Berkshire Hathaway, UnitedHealth, Johnson & Johnson und Meta.

Aus europäischer Hand stammt kein einziges Unternehmen der Top 10. Das wertvollste europäische Unternehmen findet man erst auf Rang 20: Den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé (Rang 20).

Das sind die zehn wertvollsten Unternehmen der Welt

Und wer steht nun an der Spitze? Folgende zehn Betriebe dürfen sich feiern lassen. Genannt werden die Firma und die Marktkapitalisierung in Millionen US-Dollar:

  1. Saudi Aramco (2.273.865)
  2. Apple (2.212.838)
  3. Microsoft (1.920.840)
  4. Alphabet (1.437.609)
  5. Amazon (1.080.624)
  6. Tesla (697.926)
  7. Berkshire Hathaway (602.017)
  8. Unitedhealth (481.873)
  9. Johnson & Johnson (467.100)
  10. Meta Platforms (450.955)

Tech-Unternehmen unter Druck

Viele Betriebe aus dem Bereich der Technologie waren daran gewöhnt, dass ihr Geschäft gut läuft. In Rankings standen sie lange weit oben, nicht zuletzt wegen des Wertzuwachses während der Corona-Pandemie. Doch damit ist Schluss: Angesichts der Zinswende mussten hochbewertete Tech-Unternehmen Kurseinbrüche hinnehmen. Die Zahl der Tech-Konzerne im Top-100-Ranking ist seit Jahresbeginn von 27 auf 23 gesunken.

Laut den Autoren der Studie liegt das auch daran, dass sich die Erwartungshaltung der Investoren verändert habe: Diese setzten derzeit eher auf Profitabilität statt auf Wachstum. Das Geld sitze nicht mehr so locker, die Anforderungen an Finanzkennzahlen steige. Aber: Der Digitalisierungsschub der Pandemie bleibe ein wichtiger Trend.

Europa auch bei Tech-Unternehmen schwach

Von den 23 Technologie-Unternehmen im Top-100-Ranking haben 17 ihren Hauptsitz in Nordamerika, vier in Asien – und nur zwei in Europa. Der europäische Kontinent mangele aus Sicht vieler Investoren an Technologiekonzernen von Weltformat, wie die Studienautoren betonen.

Im IT-Sektor gäben die Vereinigten Staaten den Ton an. Viele ihrer Tech-Unternehmen seien hochprofitabel. Allenfalls spielten noch asiatische Konzerne eine Rolle. Die Vormachtstellung der USA führen die Studienautoren auf höhere Risikobereitschaft amerikanischer Gründer, hohe gesellschaftliche Akzeptanz des Unternehmertums und bessere Finanzierungsbedingungen zurück.

Die schwache Aufstellung Europas und Deutschlands sollte zu denken geben, wie es in der Untersuchung heißt. Doch man sieht offenbar die Chance, aus der Bedeutungslosigkeit hervorzustoßen: Die Digitalisierung berge für einen Industrie- und Hochlohnstandort wie Deutschland große Chancen. Die Art und Weise, wie in Zukunft produziert wird, werde sich verändern. Deutsche Industriekonzerne könnten diese Entwicklung prägen – und US-Konzernen Paroli bieten.

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