Wie deutsche Anleger ihr Geld investieren

Verhalten und Motivation im weltweiten Vergleich

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Wie legen Investoren in Deutschland und der Welt ihr Geld an? Sind Deutsche risikoscheuer als Angehörige anderer Nationen? Eine aktuelle Studie gibt Antworten auf diese Fragen und liefert aufschlussreiche Erkenntnisse über Anleger im In- und Ausland.

Aktuelle Trends, Studien und Research zu Private Banking und Wealth Management

Das Geschäft mit den Reichen und Superreichen, das Private Banking oder Wealth Management galt lange Zeit nicht nur als die Königsdisziplin des Bankgeschäftes sondern auch als sicherer Ertragsbringer. Inzwischen hat die Digitalisierung auch diesen Bereich erfasst und stellt die Banken vor neue Herausforderungen. Wie diesen begegnet werden kann und welches die aktuellen Trends und Entwicklungen sind, können Sie in den im Bank Blog vorgestellten Studien nachlesen.

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Wie unterscheidet sich die Geldanlage in Deutschland von jener im Rest der Welt? Avaloq, ein Unternehmen im Bereich des digitalen Bankings, hat zu diesem Thema eine Umfrage durchgeführt. Die Befragten sind Kunden von Banken und Vermögensverwaltern – wohlhabende Klienten aus dem Affluent-Segment, High-Net-Worth (HNWI) und Ultra-High-Net-Worth Individuals (UHNWI). Die Teilnehmer kommen aus zehn Ländern. Wir konzentrieren uns auf die Ergebnisse aus Deutschland.

Wachstumspotenzial für deutsche Vermögensberater

Demnach seien hierzulande viele Investoren offen für professionelle Unterstützung beim Anlegen. 75 Prozent organisieren ihre Investments selbst. Neun Prozent nähmen aktuell die Unterstützung durch einen Finanzberater in Anspruch. 23 Prozent der Befragten aus Deutschland beabsichtigten zukünftig, auf eine Vermögensberatung zurückzugreifen.

Während es im deutschen Markt also noch Entwicklungspotenzial gebe, sei etwa der Schweizer Markt schon reifer: Hier liege der Anteil der Kunden, die sich von Finanzplanern beraten lassen, bei 18 Prozent. Zehn Prozent der befragten Schweizer Investoren hätten angegeben, das in Zukunft tun zu wollen.

Deutsche Anleger legen zudem viel Wert auf Portfolios mit ausgewogenem Risiko – chinesische Investoren gehen laut der Studie viel mehr Risiko ein. Dennoch sei innerhalb Europas die Affinität für die mitunter risikoreichen Kryptowährungen nirgendwo ausgeprägter als in Deutschland.

Hier investieren die Deutschen gerne

In der Studie befragte man die Teilnehmer unter anderem nach ihren bevorzugten Anlageklassen. Die deutschen Investoren nannten Immobilien (57 Prozent), börsennotierte Aktien (46 Prozent), Kryptowährungen (45 Prozent), ETFs (41 Prozent), Anlagefonds (39 Prozent), Rohstoffe (30 Prozent), Devisen (26 Prozent) sowie Anleihen (25 Prozent).

Im internationalen Vergleich sei der Stellenwert von Kryptowährungen unter deutschen Anlegern bemerkenswert, wie die Studienautoren schreiben: Nur in Indien sei man mit 49 Prozent noch ein bisschen überzeugter von den Coins. In Frankreich hätten 33 Prozent der Befragten angegeben, in Kryptowährungen zu investieren. In der Schweiz seien es 25, in Großbritannien 23 Prozent. Schlusslicht sei Japan mit 11 Prozent.

Präferenzen bei der Geldanlage im internationalen Vergleich

Präferenzen bei der Geldanlage im internationalen Vergleich.

Robo Advice und Crowdfunding werden beliebter

17 Prozent der deutschen Anleger würden Robo Advisory nutzen. In anderen europäischen Ländern sei dieser Anteil niedriger: 14 Prozent in Großbritannien, zehn Prozent in Frankreich, acht Prozent in der Schweiz. Auch Märkte wie Japan (13 Prozent) und Australien (12 Prozent) lägen im internationalen Vergleich hinter Deutschland. Klarer Spitzenreiter sei China mit 52 Prozent der befragten Anleger. Darauf folge Hongkong mit 36 Prozent.

Auch Crowdfunding sei bei den Deutschen beliebt: 23 Prozent von ihnen würden diese Möglichkeit bereits nutzen. In China läge der Anteil bei 25 Prozent, in Frankreich bei 24 Prozent. Hier sei mit 42 Prozent Hongkong der Spitzenreiter, dicht gefolgt von Indien mit 40 Prozent.

Was motiviert die deutschen Investoren?

Warum legt man sein Geld überhaupt an? In Deutschland hätten 63 Prozent der Befragten die Altersvorsorge als Grund genannt. Ein Drittel wollte Kosten für die persönliche medizinische Versorgung erwirtschaften. Ein Viertel wolle die eigenen unternehmerischen Aktivitäten stützen. 46 Prozent würden investieren, um Immobilieneigentum zu schaffen. 24 Prozent legen an, um sich an anderen Unternehmen zu beteiligen. Ebenfalls 24 Prozent versuchten, die Kosten für die ältere Generation abzudecken – 36 Prozent die Kosten für die jüngere Generation.

Wie Risikoaffinität und Anlagewissen einander beeinflussen

Die Studie legt zudem nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen Risikoaffinität und Anlagewissen gibt. Demnach würden Anleger, die glauben, ihr eigenes Wissen sei rudimentär, ein ausgewogenes Portfolio mit einem insgesamt ausgeglichenen Risikoprofil bevorzugen. Verfügen sie jedoch eigener Einschätzung nach über ein gewisses Wissen über das Anlegen, sinke die Risikobereitschaft deutlich. Solche Investoren lägen dann viel Wert auf sichere Anlagen. Dies ändere sich allerdings, wenn Erfahrung und Know-how weiter steigen: Investment-Experten würden unter allen Anlegergruppen die größte Risikoaffinität zeigen.

In Deutschland habe die Umfrage zudem ergeben, dass 14 Prozent der Anleger äußerst konservativ vorgingen. 25 Prozent würden einen gemäßigten, konservativen Ansatz wählen. 45 Prozent der deutschen Anleger bevorzugten ein ausgeglichenes Risiko. 16 Prozent verfolgten eine gemäßigt-aggressive, ein Prozent eine äußerst aggressive Anlagestrategie.

Unter allen untersuchten Märkten sei der chinesische jener, in dem aggressivere Investmentstrategien die beliebtesten sind: Hier würden sich 42 Prozent der Befragten für den recht aggressiven Ansatz entscheiden, gefolgt von 36 Prozent, die ein Portfolio mit ausgeglichenem Risiko wollten.

Markt und Motivation verstehen

Die Studie unterstreicht, dass Menschen aus einer Vielzahl von Gründen investieren – von eher allgemeinen und langfristigen (wie etwa dem Alterseinkommen) bis hin zu spezifischeren und potenziell unerwarteten (Kosten für die künftige Gesundheitsversorgung).

Nach Meinung der Studienautoren ergäbe sich für Finanzinstitute daraus die Notwendigkeit, Plattformen zu nutzen, die Kunden bei ihren individuellen Zielen unterstützen. Das Verständnis für die Motivation der Kunden könne auch dabei helfen, in einem spezifischen Markt relevante Produktangebote oder Beratungsprozesse zu schaffen.

Gerade in Märkten wie Deutschland, China und Hongkong seien Anleger der Ansicht, dass eine Finanzberatung sie zwar leiten und unterstützen, nicht aber für sie entscheiden solle. Deutsche Anleger wollen demnach von ihrem Berater überzeugt werden.

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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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