Eine aktuelle Studie zeigt zwar, dass sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen gegenüber dem Herbst deutlich verbessert haben. Doch eine Vielzahl von anhaltenden Risiken hemmt die Geschäftsentwicklung.
Waren die wirtschaftlichen Aussichten im vergangenen Jahr noch geprägt von Pandemie und Ukraine-Krieg, so zeigt eine aktuelle Befragung von Deloitte von 140 deutschen Finanzvorständen Anzeichen der Erholung. Allerdings hemmen und gefährden Risiken wie Inflation, Fachkräftemangel und Geopolitik die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
Zunehmende Bedeutung von Geopolitik für Unternehmen
Unternehmen seien aktuell bestrebt, angesichts des neuen geopolitischen Umfelds verstärkt Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen geopolitische Risiken zu verbessern und ihre Fähigkeit zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu stärken.
Die Unternehmen haben durch die drastischen Auswirkungen von Pandemien und Konflikten erkannt, wie verwundbar ihre Produktions- und Lieferketten sind und wie schnell sich geopolitische Veränderungen auf ihr Geschäft auswirken können. Daher haben geopolitische Risiken einen hohen Stellenwert auf der Agenda der Finanzvorstände, insbesondere bei international ausgerichteten und exportorientierten Unternehmen.
Nahezu alle befragten Unternehmen sind sich bewusst, dass geopolitische Risikoszenarien potenziell relevant für ihre Branche sind (96 Prozent). 65 Prozent der CFOs betrachten das Risiko einer Eskalation des Ukraine-Konflikts als besonders schwerwiegend. Es folgen die Bedrohung durch Cyberattacken (54 Prozent) und einer Verschärfung des Konflikts zwischen China und Taiwan (44 Prozent).
Anpassungen für mehr Resilienz
Vor allem im Hinblick auf Absatzmärkte streben die Unternehmen eine höhere Widerstandsfähigkeit an – 43 Prozent der Unternehmen in der verarbeitenden Industrie planen Anpassungen ihrer Absatzmärkte, insbesondere in der Automobilindustrie. Im Handel liegt der Fokus auf einer zunehmend diversifizierten und lokalisierten Beschaffung von Vorleistungen und Rohstoffen (30 Prozent). Für 21 Prozent der Befragten steht die Resilienz ihrer Produktionsstandorte im Vordergrund.
Einige Branchen sehen sich zudem mit spezifischen Szenarien konfrontiert: Der Dienstleistungssektor ist aufgrund seines hohen Digitalisierungsanteils besonders von der Bedrohung durch Cyberattacken betroffen und betrachtet dies als das wichtigste geopolitische Risikoszenario. Handel und Konsumgüterindustrie hingegen sind aufgrund ihrer Lieferketten speziell von China beziehungsweise den globalen Transportwegen abhängig.
Politisch stabile Standorte haben Priorität
Aufgrund ihrer erhöhten internationalen Abhängigkeit bewerten exportorientierte Unternehmen nahezu alle geopolitischen Risikoszenarien als relevanter als der Durchschnitt. Für diese Unternehmen ist das potenzielle technologische Entkoppeln zwischen China und dem Westen überdurchschnittlich wichtig.
Deutsche Unternehmen investieren daher vermehrt in Nordamerika und Europa, sowie in Indien und Südostasien. Insbesondere Nordamerika erfreut sich einer starken Nachfrage von Technologieunternehmen und der verarbeitenden Industrie. Die Konsumgüterindustrie hingegen strebt eine regionale Präsenz an und konzentriert sich vor allem auf Osteuropa.
Nachhaltigkeit bleibt Top-Thema
Die digitale Transformation der Finanzfunktion bleibt ein weiterer zentraler Aspekt auf der Agenda der CFOs. Flexibilität und Skalierbarkeit sind entscheidend, um die Finanzfunktion auf mögliche Risiken vorzubereiten. Es wurden zwar Fortschritte erzielt, jedoch bleiben wichtige Potenziale, insbesondere im Bereich fortgeschrittener Analytics-Anwendungen, noch ungenutzt.
CFOs finden zunehmend ihre Rolle auch im Bereich Nachhaltigkeit, der zunehmend in traditionellen Handlungsfeldern der CFOs berücksichtigt wird. Allerdings besteht auch hier noch erheblicher Nachholbedarf, insbesondere in Bezug auf die zu erwartenden Berichtsanforderungen. Nur etwa 20 Prozent der Befragten schätzen ihr Unternehmen als ausreichend vorbereitet für die Anforderungen der kommenden Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ein.
Die Studie „Wirtschaftliche Erholung mit geopolitischen Risiken“ können Sie hier direkt herunterladen.
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