Was sind Trolley-Probleme? Warum tun wir uns mit ihnen so schwer? Welche Argumente gibt es für die Existenz einer universellen Moral? Das heute vorgestellte Buch „Würden SIE den dicken Mann töten? – Das Trolley-Problem“ von David Edmonds gibt Antworten auf diese Fragen.
Schwierige Entscheidungen sind bei Führungskräften, Politikern und anderen Entscheidungsträgern allgegenwärtig. Manchmal hängen sogar Leben oder Tod an der richtigen Antwort: Ist es wirklich geboten, ein extrem teures Medikament zu verschreiben? Soll einem Flüchtling Asyl gewährt werden? Die Beispiele ließen sich beliebig fortführen.
Ganz generell betrachtet passen Töten und Moral nicht zusammen, zumindest in unserer Weltanschauung. Manchmal jedoch scheinen die beiden Sichtweisen selbst in unserer Gesellschaft nicht in einem Widerspruch zueinander zu stehen.
So sind in Konflikt- und Kriegszonen Fragestellungen über Leben oder Tod an der Tagesordnung. Doch auch in vermeintlichen Alltagssituationen erscheint die Bewertung auf den zweiten Blick nicht einfach wie man denkt. Und damit sind wir bei den sogenannten Trolley-Problemen.
Was ist ein Trolley-Problem?
Wikipedia beschreibt Trolley-Probleme als ein Gedankenexperiment zu einem moralischen Dilemma. Das Wort Trolley leitet sich dabei vom englischen Begriff für Straßenbahn ab. Erstmals entwickelt wurde dieses Gedankenexperiment 1951 von Hans Welzel, einem deutschen Strafrechtswissenschaftler und Rechtsphilosoph, mit der folgenden (hypothetischen) Fragestellung:
Ein Güterzug droht wegen falscher Weichenstellung auf einen vollbesetzten stehenden Personenzug aufzufahren. Ein Weichensteller erkennt die Gefahr und leitet den Güterzug auf ein Nebengleis um, so dass dieser in eine Gruppe von Gleisarbeitern rast, die alle zu Tode kommen. Wie ist die Strafbarkeit des Weichenstellers zu beurteilen?
In jüngerer Zeit wurde das Problem wie folgt beschrieben, womit wir beim Titel des Buches angelangt sind:
Eine Straßenbahn (Trolley) ist außer Kontrolle geraten und droht, fünf Personen zu überrollen. Durch Herabstoßen eines unbeteiligten fetten Mannes von einer Brücke vor die Straßenbahn kann diese zum Stehen gebracht werden. Darf (durch Stoßen des Mannes) der Tod einer Person herbeigeführt werden, um das Leben von fünf Personen zu retten?
Dieses seltsam anmutende Gedankenexperiment sagt durchaus etwas über unsere fundamentalen Werte aus.
Moral und Un-Moral
Denn was ist nun in solchen Fällen richtig oder falsch? Im Trolley-Problem offenbart sich ein ethisches Dilemma: Darf man einen einzelnen Menschen töten, wenn man dadurch mehrere oder viele andere Menschen rettet?
Trolley-Probleme sind in der Regel so komplex, dass ethische Regelwerke sich mit Antworten schwertun und verschiedene Denkrichtungen durchaus unterschiedliche Bewertungen vornehmen. Die von Philosophen erdachten Trolley-Probleme haben in den letzten 50 Jahren feine Details ethischer Fragen sichtbar gemacht und eine neue Herangehensweise ermöglicht.
Es handelt sich dabei um zwar meist etwas skurrile, aber stets sorgsam konstruierte Dilemmas, die schnelle, d.h. intuitive Entscheidungen in kniffligen Lagen verlangen. Zeit zum Abwägen besteht in den skizzierten Situationen nicht.
Grenzbereiche moralischer Fragen
David Edmonds stellt in seinem Buch diverse Varianten des Trolley-Problems vor und verknüpft sie mit bekannten Morallehren und mit Beispielen aus der Praxis. So entstand ein durchaus kurzweiliges Buch über Grenzbereiche moralischer Fragen, wobei man jedoch einen einigermaßen robusten Humor mitbringen sollte. Der Autor zeigt darin, welche gesellschaftlichen Fragen dieses moralische Dilemma aufwirft und welche Antworten die Philosophie und andere Disziplinen gefunden haben.
Im folgenden Video erleben Sie den Autor David Edmonds bei einem Vortrag zum Thema seines Buches:
https://www.youtube.com/watch?v=IM3J3AO50Ck
Ein empfehlenswertes Buch für Manager, Politiker, Funktionäre, Wissenschaftler und jeden anderen, der sich für ethische Fragestellungen interessiert.
Über den Autor David Edmonds
David Edmonds ist Philosoph, Senior Research Associate am Uehiro Centre for Practical Ethics der Universität Oxford und arbeitet für den BBC World Service. Dort produziert er Radiosendungen über populäre philosophische Themen und hat den Podcast Philosophy Bites mitgegründet.
„Würden SIE den dicken Mann töten?“ als Buch oder Zusammenfassung
Das Buch hat 230 Seiten und ist trotz des ernsten Themas unterhaltsam geschrieben. Sie erhalten es u.a. bei Amazon.
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