Transaktions-Monitoring zur Erkennung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ist zunehmend eine Compliance-Herausforderung für Zahlungsdienstleister. Künstliche Intelligenz, Cloud und Software as a Service-Technologien spielen dabei die Hauptrolle.
Jährlich werden über 800 Milliarden Dollar Geld gewaschen – oder zwei bis fünf Prozent des globalen BIP, das schätzen die Vereinten Nationen. Weniger als ein Prozent dieser Vorgänge werden tatsächlich entdeckt, obwohl allein die europäischen Banken mehr als 80 Milliarden Euro im Jahr zur Geldwäschebekämpfung aufwenden.
Zahlungsinstitute nach ZAG (Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz) sind wie Kreditinstitute verpflichtet, Vorgaben zur Verhinderung von Geldwäsche (AML) und Terrorismusfinanzierung (CFT) zu erfüllen. Während Kreditinstitute häufig starre IT-Lösungen im Einsatz haben, die nur schwer auszutauschen sind, haben es vor allem neuere Zahlungsinstitute einfacher, aufgrund ihrer modernen Softwarearchitekturen flexible, effiziente Lösungen zum Einsatz zu bringen.
Neben der regulatorischen Notwendigkeit zur Geldwäscheprävention lassen sich auch Effekte aus der Corona-Pandemie vermuten: Während der betrügerische Handel mit gefälschten Arzneimitteln, ungetesteten Schutzausrüstungen oder falschen Spendenaktionen zunimmt, sinken die Transaktionszahlen für touristische Dienstleistungen oder im stationären Handel drastisch. Damit ist klar, dass nur flexible IT-Lösungen in der Lage sind, schnell auf Veränderungen zu reagieren und so etwa Schwellwerte oder Regeln in der Transaktionsüberwachung anzupassen.
AML/CFT Anforderungen an das Transaktionsmonitoring
Zahlungsinstitute brauchen – wie auch in anderen Bereichen für AML/CFT – Softwarelösungen, die der Komplexität der Dienstleistung, aber auch den Ansprüchen an Verfügbarkeit und Skalierbarkeit Rechnung tragen. Ebenso will die zugrundeliegende Technologiephilosophie, oft geprägt durch agiles Vorgehen, APIs, Echtzeit- und Cloud-Infrastrukturen, beim Dienstleister gespiegelt sein – um einen Clash der Kulturen zu vermeiden.
Die nachgefragten Qualitäten für eine optimale Lösung sind einerseits die Möglichkeit, die Lösung schnell und in kleinen, iterativen Schritten zu implementieren. Das mit Blick auf die Integration der Lösung auf technischer wie auch prozessualer Ebene, wie zum Beispiel in der Fallbearbeitung. Anderseits geht es auch im operativen Betrieb der Lösung um die Option, Konfigurationen und Abläufe schnell anzupassen und Algorithmen zur Verfügung zu haben, die Effizienzoptimierung im Zeitverlauf möglich machen. Systemstabilität, solide Prüfpfade und Benutzerfreundlichkeit sind ebenso notwendige Eigenschaften.
Beispielprojekt für effiziente Geldwäscheprävention
Nach Abwägung der oben genannten Kriterien hat sich der Zahlungsdienstleister Ratepay Ende 2019 für die Zusammenarbeit mit HAWK:AI entschieden, um sein AML/CFT-Transaktionsmonitoring zu optimieren. HAWK:AI bietet seine Lösung als Software as a Service an, als Antwort auf Implementierungsgeschwindigkeit und Flexibilitätsanforderungen.
Um einen engen Zeitplan zu realisieren, haben die Compliance- und IT-Teams eng entlang eines Integrations-Blueprints zusammengearbeitet. Neben der Abstimmung und Umsetzung der Datenanbindung spielte die Definition und schrittweise Einführung der Prozessabläufe beim Zahlungsdienstleister die Hauptrolle.
Datenanbindung
Um Aufwände beim Institut möglichst gering zu halten, wurden bereits in anderen Systemen vorliegende Datenformate genutzt und notwendige Anpassungen gemacht. Dies gilt auch für die Einführung von Datenbereinigungs- und Datennormalisierungsalgorithmen. Zusätzlich wurde ein neuer Anbieter für Sanktionslisten mit in die Plattform integriert.
Prozessabläufe und -optimierung
Im ersten Schritt erfolgten Testläufe auf Basis historischer Daten. Sehr früh wurde die testweise Bearbeitung von Fällen durch die Mitarbeiter des Compliance Team durchgeführt, um die Anpassung von Arbeitsabläufen schnell umzusetzen und zu dokumentieren – auch mit Blick auf die Prüfung.
Im zweiten Schritt wurden auf Basis der Live-Daten regelmäßig Feinanpassungen bei Algorithmen und Abläufen umgesetzt, während die Abläufe nahtlos in den Regelbetrieb überführt wurden. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die automatische Vermeidung von Fehlalarmen gesetzt, so dass sich die Mitarbeiter um die relevanten Fälle kümmern können. Erste merkbare Effizienzgewinne aus der Reduktion von False Positives um 20 Prozent wurden dabei schon während der Einführung erzielt, weitere sind im Regelbetrieb zu erwarten.
Moderne Technologien für Schnelligkeit und Flexibilität
Zahlungsdienstleister rüsten Ihre AML/CFT-Systeme auf, um steigende Anforderungen seitens der Regulierung wie auch dem steigenden Transaktionsvolumen gerade im E-Commerce Rechnung zu tragen. Ohne die Nutzung von modernen Technologien geht es nicht: Es geht um schnelle, effiziente Systemeinführung wie auch flexible Anpassungen im Betrieb. Deshalb spielen gerade in diesem Umfeld Software as a Service und Cloud-Umgebungen eine Rolle. Das hier skizzierte Vorgehen hat gezeigt: Es muss nicht immer lange dauern und kompliziert sein, wenn es um AML-Transaktionsmonitoring geht.
Miriam Wohlfarth ist Koautorin des Beitrags. Sie ist Geschäftsführerin und Mitgründerin der Ratepay GmbH und verantwortet die Bereiche Marketing und Vertrieb. Mit 20 Jahren Erfahrung im Online-Payment und Vertrieb war sie zuletzt Country Manager Deutschland des international agierenden Payment Service Providers Ogone (Ingenico Payment Services). Davor baute sie für die Royal Bank of Scotland (RBS) und deren Payment-Services-Tochter Bibit in Deutschland das Geschäft im elektronischen Zahlungsverkehr mit auf.