Laut einer aktuellen Studie haben europäische Banken ihre Kosteneffizienz weiter verbessert. Dennoch sehen sich die Institute bedeutenden Herausforderungen für die Zukunft gegenüber, und das Jahr 2025 bringt absehbare neue regulatorische Anforderungen mit sich.

Trends und Herausforderungen im europäischen Finanzsektor

Wie reagieren Europas Banken auf regulatorische Anforderungen, Digitalisierung und Marktveränderungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

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Zum dritten Mal in Folge konnten europäische Banken ihre Kosteneffizienz weiter steigern. Dies geht aus einer aktuellen Studie von BearingPoint hervor, für die die Jahresabschlüsse von 118 europäischen Banken der letzten fünf Jahre (Zeitraum 2019 bis 2023) analysiert wurden.

Das Jahr 2023 stellt demnach einen Wendepunkt für den europäischen Bankenmarkt dar. Nach Jahren voller wirtschaftlicher Unsicherheiten und den Herausforderungen der Nullzinspolitik haben die europäischen Banken ihre Ertrags- und Finanzlage deutlich stabilisieren können.

Allerdings bringt dieser positive Trend auch Herausforderungen mit sich: Während die Zinserträge die Ertragslage der Banken verbessern, zeigen die überproportional gestiegenen Refinanzierungskosten erste Schwierigkeiten im Liquiditätsmanagement auf. Daher sind belastbare Refinanzierungspläne und geeignete Stressszenarien unerlässlich, um die Zahlungsfähigkeit jederzeit sicherzustellen. Zudem müssen die Banken ihre Zins- und Kapitalmodelle regelmäßig validieren, um den sich ständig ändernden Zinssatzbedingungen gerecht zu werden, wofür eine umfassende und solide Datenbasis erforderlich ist.

Europas Banken mit sinkender Cost-Income-Ratio

Die Cost-Income-Ratio (CIR) der untersuchten Banken erreichte mit 55,1 Prozent den niedrigsten Stand seit 2013. Besonders die nordischen Länder sowie Spanien und Portugal behaupten ihre Spitzenpositionen mit CIR-Werten von 39,9 Prozent bzw. 42,5 Prozent. Auch Österreich konnte trotz Abschreibungen im Osteuropageschäft, insbesondere in Russland, seine Effizienz verbessern.

In Deutschland und Frankreich hingegen behindert die langfristige Zinsbindung im Finanzierungsgeschäft der Banken eine vollständige Ausschöpfung der Ertragspotenziale durch Leitzinserhöhungen, sodass eine Verbesserung der CIR in Deutschland erst mittelfristig zu erwarten ist.

Lediglich die Schweiz weist höhere CIR-Werte auf, wo die erheblichen Auswirkungen der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS deutlich zu spüren sind, die alle analysierten Bereiche stark beeinflusst hat.

Zinserträge treiben Gewinne

Laut der Studie sind die Zinserträge europäischer Banken im Jahr 2023 um beeindruckende 82,4 Prozent gestiegen, und die Geldinstitute haben die Zinsmarge auf 1,23 Prozent erhöht. Ein Rückgang der Zinsmarge wurde lediglich in Frankreich und der Schweiz verzeichnet.

Deutschland erzielt mit einem Anstieg von 119,1 Prozent bei den Zinserträgen einen Spitzenwert, bleibt jedoch mit einer Zinsmarge von nur 0,91 Prozent im unteren Drittel Europas.

Trotz der Herausforderungen sind die Zinserträge nach Jahren der „Nullzinspolitik“ eine treibende Kraft für die Profitabilität der Banken und tragen zur Rückkehr des klassischen Bankgeschäfts bei. Dies führt zu einem deutlichen Anstieg der Vorsteuergewinne um 38,9 Prozent. Besonders stark ist die Steigerung bei den Benelux-Banken mit +71,4 Prozent. Im Gegensatz dazu verzeichnet die Schweiz mit -8,9 Prozent als einziges Land einen Rückgang des Vorsteuergewinns.

Infografik: Entwicklung der Ergebnisse von Banken

Die folgende Infografik zeigt die Entwicklung ausgewählter Kennzahlen europäischer Banken:

Entwicklung ausgewählter Kennzahlen und Ergebnisse europäischer Banken seit 2019 im Überblick.

Banken setzen zunehmend auf Künstliche Intelligenz

Die Studie beleuchtet auch die Kostenseite der Banken. So sind die IT-Ausgaben um 4,9 Prozent gestiegen, was die aktuellen Transformationsbemühungen in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung unterstreicht. Besonders auffällig ist, dass effizient arbeitende Banken, die als „Performer“ mit einer Cost-Income-Ratio (CIR) von ≤ 55 Prozent klassifiziert werden, doppelt so viel in ihre IT-Infrastruktur investieren wie Banken mit einer höheren CIR, auch bekannt als „Laggards“.

Zudem setzen viele Banken auf Künstliche Intelligenz (KI), um innovative Lösungen zu entwickeln, wie etwa KI-gestützte Kreditwürdigkeitsprüfungen, personalisierte Finanzberatung durch Chatbots und automatisierte Handelssysteme. Außerdem verfolgen Banken den Ansatz der Hyperautomation, ergänzt durch generative KI (GenAI), um eine höhere Skalierbarkeit und komplexere Datenverarbeitung zu ermöglichen, wodurch präzisere und effizientere Prozesse geschaffen werden können. Trotz des erheblichen Potenzials stehen die Banken jedoch vor großen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf datenschutzrechtliche und ethische Fragestellungen. Insbesondere müssen sie die Einhaltung des EU AI Act, des ersten umfassenden Rechtsrahmens für KI, berücksichtigen.

Cyberrisiken im Fokus der Aufsicht

Sowohl die BaFin als auch die EZB haben Cyberrisiken für ihre Prüfungen im Jahr 2024 in den Mittelpunkt gerückt. Mit dem Digital Operational Resilience Act (DORA) beabsichtigen sie, die Kluft zwischen Dokumentation und tatsächlicher Praxis zu schließen. Zudem bringen die interdisziplinären Regulierungsvorschriften eine hohe Komplexität mit sich.

Die Umsetzung von DORA zielt darauf ab, einheitliche Begriffe und Managementsysteme für die beteiligten Bereiche wie Informationssicherheit, Auslagerungsmanagement, Business Continuity Management, IT und Providermanagement zu schaffen. Die Frist für die Umsetzung von DORA rückt näher und erfordert umfassende Anpassungen in den IT-Strukturen der Banken.

Mehr Wettbewerb durch Neo-Banken

Neo-Banken drängen seit einigen Jahren verstärkt in den Finanzdienstleistungsmarkt und haben sich neben traditionellen Banken und Direktbanken etabliert. Diese jungen, technologieorientierten Fintech-Unternehmen konzentrieren sich auf spezifische Aspekte der Wertschöpfungskette.

Dank ihrer ausschließlich digitalen Bankdienstleistungen, dem zunehmenden Einsatz von KI und einer generell schlanken Kostenstruktur sind sie in der Lage, ihre Services effizienter und kundenfreundlicher anzubieten als ihre Wettbewerber.

In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung von Decentralised Finance (DeFi) zu beobachten. Mithilfe von Plattform- oder Blockchain-Technologien werden Tausende von Nutzern in einem flexiblen, offenen und gleichzeitig hocheffizienten Netzwerk zusammengebracht, um Transaktionen auf der Basis von computergestützten Smart Contracts durchzuführen.

Performance Management als Treiber für Effizienzsteigerung

Um im wettbewerbsintensiven Umfeld der europäischen Banken mit einer sinkenden CIR wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine präzise Überwachung der Ertrags- und Kostensituation von entscheidender Bedeutung. Ein datenbasiertes, kundenorientiertes Performance Management wird zum Schlüssel für eine erfolgreiche Gesamtbanksteuerung.

Dies erfordert eine umfassende Transparenz über Kosten- und Werttreiber auf Einzelgeschäftsebene sowie die Integration dieser Erkenntnisse in ein mehrstufiges Performance-Management-System.

Ein umfangreiches Kennzahlensystem hilft dabei, Effizienzpotenziale zu identifizieren und zu nutzen, was zu Kosteneinsparungen und einer verbesserten Kostenkultur führt.

Pflichtaufgabe Nachhaltigkeit

Europäische Banken haben Fortschritte bei der Integration von ESG-Kriterien erzielt, sehen sich jedoch Herausforderungen gegenüber, darunter unklare Regulierungen, unterschiedliche Standards und die Notwendigkeit, zuverlässige ESG-Daten zu bewerten.

Die Balance zwischen kurzfristigen finanziellen Zielen und langfristigen ESG-Zielen gestaltet sich als schwierig, insbesondere im Hinblick auf Risiken des Greenwashings und die hohen Anfangskosten nachhaltiger Investitionen. Darüber hinaus erfordert die Implementierung von ESG-Kriterien Investitionen in neue Technologien und Systeme.

NEW-Banking als Schlüssel zum Erfolg

Die verschärften regulatorischen Anforderungen, darunter DORA, BCBS 239 und BIRD, sowie technische Innovationen wie Künstliche Intelligenz und DeFi intensivieren den Wettbewerb und stellen europäische Banken vor neue Herausforderungen.

Finanzinstitute sollten daher auf NEW-Banking setzen:

N – Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit gewinnt in allen Branchen zunehmend an Bedeutung. Banken sind gefordert, glaubwürdige ESG-Strategien zu entwickeln und zu integrieren, um Effizienzpotenziale zu identifizieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

E – Effizienz

Ein leistungsfähiges Performance Management sowie der Einsatz neuer digitaler Werkzeuge sind entscheidend für eine effektive Steuerung von Banken. Exzellentes Datenmanagement spielt hierbei eine zentrale Rolle und unterstützt die Einhaltung regulatorischer Vorgaben wie BCBS 239 und DORA.

W – Wachstum

Die Zukunft setzt auf digitale Tools und Künstliche Intelligenz zur Optimierung von Entscheidungsprozessen, Effizienz und Kundenerfahrung. Dabei bleibt die menschliche Urteilsfähigkeit und ethische Überlegung unverzichtbar.

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