Zukunftsfähigkeit – Wissen als Ressource nutzen

Mit Wissen erfolgreich die Zukunft gestalten

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Innovationen sind wichtig für die Anpassung in einer sich immer schneller wandelnden globalen Welt des technologischen Fortschritts. Wissen und Wissenstransfer sind dafür wichtige Voraussetzungen, die Interaktion, Kompetenzen und deren Vernetzung erfordern.

Mit Wissensmanagement erfolgreich die Zukunft gestalten

Wissensmanagement für eine erfolgreiche Zukunft.

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Manchmal hat man das Gefühl, unsere Welt drehe sich immer schneller. Und vielleicht ist dem auch so. Das Auto, eine Erfindung, die die Welt verändert hat, hat 62 Jahre gebraucht, um 50 Millionen Menschen zu erreichen. Beim Handy waren es 12 Jahre und das Internet hatte bereits nach 7 Jahren das Leben von 50 Millionen Menschen auf den Kopf gestellt. Entwicklungen erreichen immer schneller viele Menschen, also müssen wir aktiv die Zukunft gestalten, um nicht überrollt zu werden.

Mittlerweile nutzen wir die digitale Vernetzung ganz selbstverständlich. Und wer weiß, was in Zukunft noch kommt. Doch wir müssen dem nicht abwartend gegenüberstehen oder gar die Welle der zukünftigen Entwicklungen über uns einbrechen lassen. Wir haben die Möglichkeit, die Zukunft zu gestalten und die Welle zu reiten. Dazu kommt: mit den neuen technischen Möglichkeiten, können wir auch dem Wissenstransfer neuen Schwung geben.

In Zeiten globalen Wettbewerbs und technologischen Fortschritts ist es wichtig, dass wir uns mit Innovationen auseinandersetzen. Mit Innovationen erreichen wir die notwendige Anpassungsfähigkeit in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld. Doch das allein reicht nicht aus. Wissen und Wissenstransfer werden immer mehr in den Vordergrund rücken und dabei anders zu verstehen sein, als wir es gewohnt sind. Es geht nicht mehr um Quantität. Nicht, wer am meisten Wissen hat, ist am erfolgreichsten. Es braucht die Interaktion und Kompetenzen verschiedenster Wissensträger – dabei müssen wir alle einbinden.

Andere Formen des Wissens nutzen

Denn viel Wissen liegt als implizites Wissen vor. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht das Konzept: wir alle können Gesichter wiedererkennen, doch wissen nicht, wie. Erfahrungen, die wir gemacht haben, sind damit ein wichtiger Bestandteil impliziten Wissens, genauso wie nicht dokumentierte Handlungsstrategien oder auch kreative Lösungsansätze.

Anstelle erlernten Fachwissens, das wir heute einfacher recherchieren können, geht es also um Kompetenzen und Erfahrungswissen, das jeder Mensch hat – und dabei auf sehr unterschiedliche Weise agiert. Entsprechend wichtig sind Interaktion und zwischenmenschliche, emotionale Kompetenzen. Führungspersonen heute sind nicht mehr diejenigen, die am meisten wissen, sondern diejenigen, die verteiltes Wissen am besten zusammenbringen und orchestrieren.

Wissensmanagement als Schlüssel zum Erfolg

Häufig wissen die Wissensträger gar nicht um ihr kostbares Wissen und so kann es nur verwendet werden, wenn es ganz spezifisch abgerufen wird. Um also diese Kenntnisse besser zu nutzen, braucht es ein Wissensmanagement.

Ein wichtiger Ansatz dabei vernetzt Wissensträger. Das kann in sogenannten Wissensnetzwerken passieren. Als Konzept existiert die Idee schon lange – aber seien wir mal ehrlich: setzen wir sie auch wirklich und vollumfänglich um? Viele Menschen haben ein ganz persönliches Wissensnetzwerk an Fachpersonen und Kollegen. Was sich ändern muss, ist, solche Netzwerke im großen Stil fach- und branchenübergreifend zu etablieren.

Durch gezielten Austausch und Vernetzung kann in solchen Netzwerken nicht nur Wissen weitergegeben werden, sondern auch neues Wissen entstehen. In einer Welt, die von Unsicherheit geprägt ist, müssen wir unser Wissen zusammenbringen, um Lösungsansätze für die großen Herausforderungen zu generieren, um anpassungs- und innovationsfähig zu sein. Dafür brauchen wir Mut und Gelegenheiten.

Wissensmanagement im Unternehmen

Einen etablierten Wissensaustausch gibt es jedoch in den wenigsten Firmen. Meist gibt es beispielsweise ein Intranet, doch dieses wird eher einseitig genutzt, oder ist veraltet und chaotisch strukturiert. Dem Wissensaustauch muss im Rahmen eines Wissensmanagements eine größere Rolle zugeschrieben werden. Denn neue Ideen entstehen durch neue und besonders auch fremdartige Impulse. Es lohnt sich also, Mitarbeitende abteilungs- und fachbereichsübergreifend zusammen zu bringen.

Dabei kann die Architektur von Arbeitsplätzen und Büroflächen helfen. Wenn Orte wie offene Büroräume, Pausemöglichkeiten oder Begegnungsräume existieren, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich dort Personen treffen, die sich ansonsten vielleicht nie über den Weg gelaufen wären. In solchen ungeplanten zufälligen Begegnungen liegt ein großes Potential.

Reallabore als Orte der Innovation

Die dabei entstandenen Ideen sollten dann einfach mal ausprobiert werden. Eine Praxis, die in vielen Branchen schon Tradition hat, ist das Prototyping. Bei der Entwicklung von Autos werden immer wieder neue Prototypen gebaut und unter verschiedenen Bedingungen getestet. Das ist eine gute Möglichkeit, neue Ideen schnell zu testen, kleine Veränderungen vorzunehmen und sie so zu einem Optimum zu entwickeln.

Aber auch für Dienstleistungen lohnt es sich, neue Technologien in Testräumen auszuprobieren. Gerade wenn es um Technologien wie Blockchain oder künstliche Intelligenz geht, bietet es sich an, Anwendungen auf beschränktem Raum in einem frühen Entwicklungsstadium zu testen, Kunden oder Wettbewerber einzubinden, Ideen weiterzuentwickeln oder zu verwerfen.

Solche Experimentierräume nennt man Reallabore. Es gibt sie für viele Anwendungen. Für neue Mobilität gibt es beispielweise ganze Stadtviertel, in denen autonomes Fahren getestet wird. Ähnliche Räume lassen sich auch für die Finanzwirtschaft aufbauen, um neue Ansätze für Transaktionen, Verträge und Versicherungen zu testen. Wenn Kunden in einem solchen Prozess ihr Anwenderwissen einbringen konnten und die Anregungen in die weiteren Phasen aufgenommen werden, kann das Produkt auf sie zugeschnitten werden und erfreut sich von Beginn an größerer Akzeptanz.

Orientierungswissen erarbeiten

Warum all das so wichtig ist, verdeutlicht die Aussage der Teilnehmer auf der Sibos, der weltweit größten Finanzmesse: mehr als Hälfte erwartet nämlich, dass nur etwa 40 bis 60 Prozent aller Banken die technologischen und sozialen Entwicklungen überleben werden. Warum? Aus meiner Sicht, weil sie in alten Mustern und Expertisen denken und sich von den neuen Entwicklungen überrollen lassen. Damit das nicht passiert, helfen Methoden der Zukunftsforschung, sich wertvolles Orientierungswissen zu erarbeiten und so strategisch bessere Entscheidungen zu treffen.

Dabei hat natürlich auch die Zukunftsforschung keine Glaskugel, in der sie künftige Entwicklungen erkennbar macht. Stattdessen geht es beispielsweise in der Szenario-Technik darum, sich Vorstellungen über Entwicklungen in der Zukunft zu erarbeiten und damit multiple Zukünfte zu konstruieren. Ich spreche hier bewusst von Zukünften – denn es gibt immer einen Möglichkeitsraum verschiedener Zukünfte, auf die wir entsprechend hinarbeiten können. Auch bei dieser Methode geht es aber nicht darum, neues Wissen zu generieren, sondern vielmehr vorhandenes Wissen zusammenzubringen, zu strukturieren und so darzustellen, dass wir es für Zukunftsfragen nutzen können.

Der Szenario Trichter als Weg in die Zukunft

Auf Basis empirischer Trenddaten und bisheriger Entwicklung werden der Trichter zukünftiger Möglichkeiten aufgespannt und verschiedene Szenarien entwickelt.

Herausforderungen & Chancen einer besonderen Zeit

Vielleicht fragen Sie sich nun, wie all das, das auf zwischenmenschlicher Kommunikation, zufälligem Zusammentreffen und gemeinsamen Planen beruht, in der aktuellen Situation überhaupt gelingen kann. Denn ja, die Corona Krise hat uns hier vor bisher unbekannte Herausforderungen gestellt. Doch diese Entwicklung betont nur eine weitere wichtige Kompetenz für unsere Zukunftsfähigkeit: die Bereitschaft uns anzupassen und besonders zu lernen!

Der direkte Wissenstransfer mag manchmal weggefallen sein, doch den indirekten Wissenstransfer können wir dank der neuen technischen Möglichkeiten vertiefen und so vielleicht sogar gestärkt aus der Krise gehen! Die Zusammenarbeit in virtuellen Teams macht es beispielsweise einfacher, expertisenübergreifend zusammenzukommen. Die neuen Medien und Formate unterstützen weiterhin alle unterschiedlichen Lerntypen, da sie oft visuelle, auditive, haptische und kommunikative Formen vereinen. Vielleicht können wir ja sogar dem Wissenstransfer neuen Schwung geben und das Lernen erleichtern!

Mit Kreativität, Offenheit und Mut Neues schaffen

Doch seien Sie gewiss: wir sind nicht nur Informationssuchende und Lernende. Wir alle sind mit unserem enormen Wissen und kreativen Potenzial, wenn wir es teilen, Mitgestalterinnen und Mitgestalter. Wichtig ist aus meiner Sicht, auch mal „loszulassen“ – sprich: tradierte Pfade zu verlassen und uns von Ängsten zu lösen, um mit Kreativität, Offenheit und Mut Neues zu schaffen. So können wir unsere Zukunft gemeinsam gestalten.

Über den Autor

Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl

Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl leitet das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe und ist Inhaberin des Lehrstuhls für Innovations- und TechnologieManagement iTM am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sie arbeitet zu Entstehungsbedingungen von Innovationen und deren Auswirkungen. Wiederholt wurde sie als eine der 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet. In Wirtschaft und Politik ist sie eine geschätzte Expertin in den Fokusthemen Digitalisierung, Innovation und Zukunftsforschung.

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