Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel?

Herausforderungen für Robo Advice im Jahr 2021

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In letzter Zeit ist es eher still um Robo Advice geworden. Das Prinzip Robo-Advisory funktioniert – aber nicht für jeden Anbieter. Im Jahr 2021 könnte sich die Spreu vom Weizen trennen. Vor allem kleine Anbieter werden es schwer haben, zu überleben.

Das Jahr 2021 im Banking steht unter Corona-Vorbehalt

Auch im Jahr 2021 werden Banken und Sparkassen vom Corona-Virus „begleitet“ werden.

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Schon in diesem Jahr könnte sich im Markt der digitalen Vermögensverwalter die Spreu vom Weizen trennen. Nicht qualitativ, denn da sind die Robos überwiegend gut aufgestellt. Allerdings fehlt es vielen Anbietern an Volumen, um ihren Service profitabel und damit dauerhaft anbieten zu können. Eine Konsolidierung könnte die Folge sein. Aber das ist nur eine der Herausforderungen in 2021.

Kommt die Konsolidierung? Wenig mal wenig ist sehr wenig

Die größte Herausforderung im neuen Jahr dürfte für die meisten Robos darin liegen, einen wesentlichen Schritt zur Erreichung der individuellen Gewinnschwelle zu machen. Denn eins ist klar: Die Prognosen von vor einigen Jahren zum gigantischen Wachstum der Robos sind (noch) nicht ganz wahr geworden. Stattdessen gibt es viele Anbieter, die vermutlich sogar nur zweistelligen Millionenbeträge verwalten. Warum vermutlich? Einige Robos zeigen sich bei der Frage nach dem verwalteten Vermögen eher zugeknöpft. Bei 100 Mio. Euro Kundenvermögen und einer Verwaltungsgebühr von 0,75% im (grob geschätzten) Durchschnitt, ergeben sich jährliche Einnahmen von 750.000 Euro. Dafür ist es nicht möglich, IT, Marketing, Asset Management, Wertpapierabwicklung etc. dauerhaft anzubieten. Erste Übernahmen und Fusionen gab es ja bereits. Das ist auch durchaus typisch für neue Branchen und Angebote in Technologielebenszyklen. Die Hypephase und die nachgelagerte Konsolidierung überleben nicht alle Anbieter.

quirion verwaltet übrigens mittlerweile mehr als 560 Mio. Euro für über 25.000 Kunden – und gehört damit zu den größeren digitalen Vermögensverwaltern. Aber auch wir wollen, werden und müssen weiter wachsen. Der Plan ist eine erneute Verdopplung.

Erwartungshaltung managen – Robos haben keine Glaskugel

Ein wichtiger Punkt, um langfristig weiter zu wachsen, ist der Aufbau von Vertrauen und die richtige Angebotspalette. Dafür muss dem Anleger klar sein, was ein Robo genau macht – bzw. was er nicht macht. Wer ständig von „künstlicher Intelligenz“ und „Algorithmen“ redet, muss sich nicht wundern, wenn Anleger glauben, ein Robo könne die Marktentwicklung voraussagen und zum optimalen Zeitpunkt ein- bzw. aussteigen Das kann kein Robo. Punkt. Der Corona-Crash und die anschließende Rallye haben das eindrucksvoll bewiesen. Robos können eine Menge – aber nicht Hellsehen. Lasst uns mehr darüber sprechen.

Ausweg B2B? Robo-Advisor als Software- und Service-Dienstleister

Die Fokussierung auf das B2B-Geschäft mag für einige Anbieter eine funktionierende Strategie sein. Dann ist man aber IT-Dienstleister, verliert seinen B2C-Kundenfokus, und ist kein Vermögensverwalter mehr. Und auch hier braucht der Markt sicherlich keine 30 oder 40 Anbieter – eine Konsolidierung bliebe also ein Thema.

Potenzial und Markt sind unverändert riesig – Widerstände der klassischen Vertriebsstruktur ebenfalls

Über 2.300 Mrd. Euro liegen laut Bundesbank bestenfalls unverzinst auf Spar- und Girokonten. Mehr als 1.000 Milliarden Euro in aktiv gemanagten Investmentfonds. Insgesamt verwaltet die Fondsbranche sogar mehr als 3.500 Milliarden Euro. Ein großer Teil davon könnte – theoretisch – bei den Robos liegen. Warum? Ein Robo ist (digitaler) Vermögensverwalter und damit schon weit oben in der innoffiziellen Qualitätsrangliste der beratenden Geldanlage angesiedelt. Trotzdem findet sich die Kernzielgruppe weniger dort, wo bisher Vermögensverwaltung stattfindet – also in den Private Banking und Wealth Management Abteilungen der Banken. Sondern vielmehr dort, wo das Geschäft mit teuren Aktien- und Mischfonds aber zunehmend auch mit ebenfalls teuren, kurzlaufenden und riskanten Anlagezertifikaten gemacht wird. Also am Schalter oder im Direktvertrieb der Onlinebanken. Das Interesse, dort eine Anlage in einen niedrigmargigen, ETF-basierten Robo zu empfehlen, ist natürlich mehr als gering. Dementsprechend dick ist das zu bohrende Brett. Robos brauchen also Kondition. Die größeren Anbieter haben vermutlich genug Puste – wir werden sehen, wer im Rennen bleibt.

Ich bin aber überzeugt, dass immer mehr Anleger erkennen, dass es aufgrund der aktuellen und langfristigen Geldpolitik keine Alternative zum Kapitalmarkt gibt. Wer ein professionelles und preiswertes Portfolio sucht und sich nicht um das Management kümmern möchte oder kann, wird über kurz oder lang bei einem Robo-Advisor landen. Und deshalb bin ich – trotz der Herausforderungen – absolut optimistisch auch für das neue Jahr 2021.


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Über den Autor

Martin Daut

Martin Daut ist CEO der quirion AG. Er verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in Unternehmen der Technologie- und Finanzbranche. Zuvor war er unter anderem CEO der Consorsbank. Als Unternehmer verantwortete er zudem eigene Beratungs- und Umsetzungsprojekte in der Finanzindustrie.

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